Spanien durchlebt gerade einen Eiswürfel-Mangel und die Händler limitieren den Verkauf. Und nein, das ist kein verfrühter Aprilscherz…
Mit dem Klopapier fing es im März 2020 an, mit dem Sonnenblumenöl ging es dieses Frühjahr weiter, nun ist es bei den Eiswürfeln soweit: die Menschen hamstern, kaufen alles, was sie in die Finger bekommen. Die Händler reagieren nun und limitieren, wie viele Eiswürfel ein Kunde kaufen darf. So begrüßte uns gestern im Supermarkt ein kleines Schild am Eingang: „Wir limitieren vorübergehend den Verkauf von Eiswürfel-Beuteln. Maximal 5 Tüten, oder 1 Sack pro Kunde.“ Klingt wie ein schlechter Aprilscherz? Dachten wir zuerst auch, doch die Gründe hinter der Eiswürfel-Krise, in der Spanien aktuell steckt, sind eigentlich logisch.
Zum Einen wären da die ungewöhnlich hohen Temperaturen. Gegenüber der Zeitung Diario de Ibiza beispielsweise, teilte die Geschäftsführung des Eiswürfelproduzenten Iscasa mit, dass der Verkauf mit Beginn der Hitze um 75% gestiegen sei. Einige Produzenten nehmen daher schon keine neuen Kunden mehr an, um zumindest ihre bestehenden Abnehmer halbwegs beliefern zu können. Ähnliches berichtet der Radiosender Onda Cero, der von Quellen aus spanischen Supermarktketten erfahren haben will, dass die Nachfrage dort um 30% gestiegen sei.
Ein weiterer Faktor der Eiswürfel-Krise, der besonders auf den Balearen zum Tragen kommt, sind die Rekordzahlen im Tourismus-Sektor. Im Winter hatte die Corona-Pandemie uns noch fest im Griff, wie die Sommersaison laufen würde, war nicht absehbar. Um im Sommer aber ausreichend Eiswürfel auf Lager zu haben, muss die Produktion bereits im Winter laufen. Ein Risiko, das offenbar nicht viele Produzenten auf sich nehmen wollten.
Und dann wäre da auch noch die Kostenexplosion bei den Energiepreisen. Um im großen Stil aus Wasser Eis zu machen, bedarf es jeder Menge Energie. Die Eiswürfel dann tiefgekühlt in einem Lastwagen zu transportieren, der schließlich auch immer teurer werdenden Sprit tanken muss, bedeutet ebenfalls erhebliche Mehrkosten. Mehrkosten, die einige kleinere Unternehmen wohl nicht schultern konnten. „Kleine Firmen wie unsere – und das sind viele – haben nicht so viel produziert wie wir konnten, sondern die Produktion zurückgefahren“, erklärt dazu der Geschäftsführer von Fábricas del Hielo Norte in Badajoz gegenüber der Zeitung Periódico de España.
All diese Faktoren tragen nun dazu bei, dass Spanien so langsam die Eiswürfel ausgehen. Dass der August wohl, genau wie der Juli, heißer als normal werden soll, dürfte den Mangel noch verschärfen.
Mir persönlich stellt sich da nur eine Frage… Ich bestelle meine Getränke im Sommer immer „sin hielo, porfa“ (ohne Eis, bitte). Das hat schon einige Male für komische Blicke gesorgt. Wie kann man jenseits der 30 Grad nur etwas ohne Eis trinken? Ob man mir diese Bitte wohl künftig als schlechten Scherz auslegt?