Immer mehr Regionen Spaniens setzen drastische Maßnahmen um, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Asturien fordert gar eine generelle Ausgangssperre.
Die Corona-Lage in Spanien gerät immer weiter außer Kontrolle. Über das Wochenende wurden über 55.000 neue Fälle registriert – ein trauriger Rekord. Im 14-Tages-Durchschnitt kletterte die Zahl der täglichen Todesopfer nun auf 175. Zahlen, bei denen im Frühjahr schon längst der totale Lockdown ausgerufen war.
Geht es nach dem Mediziner Rafael Bengoa, der Barack Obama bei seiner Gesundheitsreform beriet und 14 Jahre lang für die WHO tätig war, führt an einem erneuten Lockdown und einer Ausgangssperre kaum noch ein Weg vorbei: „Die Ausgangssperre in Spanien ist unvermeidlich. Man wird sie wahrscheinlich in ein oder zwei Wochen verhängen müssen“, sagte er in einem Radiointerview. Laut Bengoa, wäre der Lockdown für ungefähr einen Monat notwendig.
In Asturien scheint man seine Meinung zu teilen. Die autonome Region im Norden Spaniens hat gestern bei der Zentralregierung darum gebeten, eine 15-tägige Ausgangssperre verhängen zu dürfen. Auch Castilla y León verschärft die Maßnahmen heute drastisch und ordnete die Schließung aller Hotels und Einkaufszentren an.
Die Zentralregierung in Madrid scheint jedoch noch nicht bereit dazu zu sein, die Menschen wieder in den „Hausarrest“ zu schicken. Vizepräsidentin Carmen Calvo schloss heute aus, das Land wieder in die Ausgangssperre zu schicken. Sie bittet darum, bis zum 9. November abzuwarten. Zu diesem Zeitpunkt gelten die aktuellen Maßnahmen zwei Wochen und man wolle erst dann bewerten, ob sie ausreichend seien, um die hohe Infektionsrate in den Griff zu bekommen.
Auch Gesundheitsminister Illa gab gestern bekannt, dass er in den nächsten Tagen keine generelle Ausgangssperre kommen sieht. Er habe Vertrauen in die vor einer Woche ergriffenen Maßnahmen: „In dieser Pandemie haben wir gesehen, dass Dinge nicht von einem Tag zum nächsten passieren. Wenn man Maßnahmen ergreift, dauert es zwischen 10 und 15 Tagen, bis die Ergebnisse sichtbar werden.“
Die Balearenregierung sieht ebenfalls keinen Grund, erneut in einen Lockdown wie im Frühjahr zu gehen. Regierungssprecherin Pilar Costa gab gestern in einer Pressekonferenz an, dass man derzeit nicht über generelle Ausgangssperren rede. Auch hier wolle man erstmal abwarten, welche Auswirkungen die Kontaktbeschränkungen und nächtlichen Ausgangssperren haben. Costa ermahnte aber auch: „Die Tatsache, dass wir auf den Balearen eine geringere Inzidenz haben als in anderen autonomen Gemeinschaften, ist in keiner Weise ein Trost. Wir denken weiterhin, dass unsere Inzidenz hoch ist.“