Verwahrlost Palma? – rund um den Mercat de L’Olivar

10 Sep, 2021
Ein Artikel von: Kenny Deppe

Unternehmer beklagten in einem Brief an den Bürgermeister die Verwahrlosung Palmas. Wie sieht es wirklich aus? Heute: der Mercat de l’Olivar.

Es ist schon eine krasse Behauptung, die einige Unternehmerverbände in einem Brief an Palmas Bürgermeister José Hila aufstellen. In ihren Augen, verwahrlost die Stadt zunehmends. Graffitis, schlechte Straßen und Wege, mangelnde Sauberkeit… Grund genug für uns, mal mit offenen Augen durch Palma zu gehen. Wie schlimm ist es wirklich? Verkommt Palma tatsächlich zum „Dreckloch“, wie die Unternehmer behaupteten?
Den Anfang haben wir rund um den Mercat de L’Olivar gemacht. Palmas größte Markthalle ist seit 1951 geöffnet und zieht jährlich tausende Touristen an. Tripadvisor führt sie als „Sehenswürdigkeit“ und schlägt vor, sich für den Besuch ein bis zwei Stunden Zeit zu nehmen.

Zustand der Wege

Punkt für die Unternehmerverbände. Der Zustand der Wege ist in der Tat alles andere als schön. Rund um den Mercat de L’Olivar finden sich auf den Gehwegen zerstörte Bodenplatten. Und dabei reden wir nicht von einzelnen Rissen, sondern von vollständig herausgebrochenen Teilen, Erhebungen rund um die Bäume und regelrecht abgesackten Bereichen des Gehwegs. Entspanntes Schlendern ist hier nicht möglich, denn man sollte schon immer ein Auge auf den Weg haben, um nicht plötzlich über irgendwas zu stolpern.

Rund um die eigentlich schönen Bäume, ist der Zustand der Gehwege tatsächlich katastrophal.

Auch auf der Plaça de l’Olivar, direkt vor der Markthalle, fehlen überall Stücke. Das sich die Situation eher noch verschlimmern wird, ist mit bloßem Auge zu sehen. Wer es wollte, könnte sich hier einfach ein Stück der Plaza als Andenken mitnehmen.

Wenig vertrauenserweckend ist auch dieses durchgebogene Gitter über einem Schacht.

Graffiti

Ja, es gibt Graffiti. Zumindest am Mercat de L’Olivar kann man aber nicht guten Gewissens behaupten, die Gegend wäre von Graffiti „verpestet“.

Schön ist anders. Aber ob diese zweieinhalb Schmierereien nun den Bummel negativ beeinflussen?

Auch am Rolltor dieses Kiosks findet sich ein Graffiti.

Okay, zugegeben: Am hinteren Eingang der Markthalle haben sich so einige Sprayer ausgetobt. Klar zu erkennen ist allerdings auch, dass sich diese Metallteile offenbar schlecht reinigen lassen. Man erkennt einige Versuche, die Schmierereien zu entfernen.

Sauberkeit

Beim Thema Sauberkeit ist es nicht ganz so einfach, ein klares Urteil zu fällen. Der Mercat de L’Olivar ist stark frequentiert. Auf dem Platz davor liegt der ein oder andere Zigarettenstummel herum. Auch steht mal irgendwo eine Flasche oder eine Dose. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass gerade jemand von der Reinigung am Werk war, als wir uns dort umgeschaut haben. Kann nun heißen, dass das Gröbste mittags um 12.30 Uhr schon aufgeräumt war. Oder eben, dass es dort nicht schmutzig war, weil regelmäßig aufgeräumt wird.

Hier war die Dame der Stadtreinigung noch nicht. Der Rest des Platzes war ordentlich.

An diesem geschlossenen Kiosk hat ein Obdachloser sich schon seit einiger Zeit seinen Schlafplatz eingerichtet.

Ist der Mercat de L’Olivar nun verwahrlost?

Klares Fazit: Nein. Der Zustand der Wege lässt tatsächlich zu wünschen übrig. Wenn man hier nichts tut, wird sich das sogar ziemlich schnell verschlechtern, denn die abgebrochenen Stücke liegen lose herum. Zugemüllt und verschmiert war am Mercat de L’Olivar allerdings nichts, sieht man mal von den Metallbegrenzungen der rollstuhlgerechten Rampe am hinteren Teil ab. Das ist aber verständlich, wenn man sich die misslungenen Versuche anschaut, die Graffiti von der rauen Oberfläche zu entfernen.
Das Schlaflager am geschlossenen Kiosk fällt natürlich ins Auge, ist aber nichts, was die Stadt mit einem Besen wieder in Ordnung bringen könnte. Gegen Armut hilft kein Putzmittel der Welt.

Im Innenbereich ist der Mercat de L’Olivar ohnehin top in Schuss. Und darum geht es ja beim Besuch einer Markthalle. Zumindest hier kann man also nicht davon sprechen, dass der Zustand eine “Gefährdung” fürs Geschäft wäre. Lediglich bei den Wegen rund um den Mercat und der Plaza davor, sollte man vermutlich ein paar Sanierungsarbeiten vornehmen. Insbesondere am hinteren Teil, der dank der Baumwurzeln zur Buckelpiste mutiert ist. Enger Gehweg, Menschen mit Einkaufstaschen, Eltern mit Kinderkarren… Da ist genug los. Da möchte man nicht auch noch auf – im wahrsten Sinne des Wortes – Stolpersteine achten.