Es wird Zeit für uns zu gehen… gegen 19.35 Uhr haben wir die „Corona Demo“ auf der Plaza de España verlassen. Wut und Sprachlosigkeit waren unsere Begleiter, dabei wollten wir doch eigentlich objektiv berichten.
Heute Abend hat Lukas Grüter, der neue Intendant der Anti-Corona-Festspiele auf der Plaza de España, den „dicken Mann von der Brücke gestoßen“ (aber dazu gleich mehr). Bis vor zwei Tagen hatte Grüter auf seiner Facebook-Chronik immer wieder darauf hingewiesen, dass es auf „seiner“ Demo darum ginge, wie schlecht es Unternehmern und Gastronomen auf der Insel geht. Keine Touristen, keine Einnahmen – so sollte es nicht weitergehen. Treffer, versenkt, da kommen sicher hunderte aus der Gastronomie… da fühlt sich jeder angesprochen. Gastronomie schon einmal im Sack… auf das die Plaza voll werde.
Um die Wirtschaft ging es dann auf der heutigen Demo auch. Lukas Grüter sieht das so: „Das Virus wurde missbraucht, um etwas ganz anderes zu tun. Nämlich um unsere Wirtschaft zu zerstören, uns alle zu entmündigen und einen Prozess zu initiieren, der uns in eine neue totalitäre Weltordnung führen soll.“
Gut… das möchte jetzt erst einmal verdaut werden. Ich bin Gastronom, demonstriere dafür, dass ich Schweinsbraten und Sangria servieren darf. Kämpfe dafür, dass meine Gäste ein Kippchen zum Käffchen paffen dürfen… und finde mich plötzlich in einer (so Grüter) „totalitären Weltordnung“, einer „Fake-Pandemie“ und einem „Biowaffen-Angriff aus China“ wieder.
Womit wir dann wieder am Anfang des Artikels wären… es wird Zeit für uns zu gehen. Das war um 19.35 Uhr der Fall. Da erklärte Grüter: „Wir erklären die Pandemie und die Maßnahmen für sofort beendet.“ Das wird den Gastronomen jetzt nicht so wirklich helfen, denn dadurch, dass Grüter die Pandemie für beendet erklärt hat, werden die Läden nicht voller. Was er jedoch erfolgreich geschafft hat, er hat den „dicken Mann geschubst“.
Der dicke Mann? Den kennt ihr. Das ist dieses Experiment, bei dem man sich entscheiden muss, einen unschuldigen dicken Mann von einer Brücke vor einen führerlosen Waggon zu stoßen, damit dieser nicht fünf Gleisarbeiter überrollt.
Der dicke Mann, das sind in diesem Fall die Gastronomen, denn ob die mit ihrem Gesicht wirklich gegen die neue Weltordnung und Biowaffen aus China stehen wollten, wagen wir zu bezweifeln. Vielleicht wollten sie nur aufstehen, gegen immer mehr und neue Regeln. Grüter hat sie allerdings offenbar vor den Waggon gestoßen, um mehr Menschen auf seiner Demo zu haben.