Drama in drei Akten: Die Maskenpflicht

17 Jun, 2021
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Wer in Spanien lebt, trägt Maske… wer in Spanien Urlaub macht, trägt weniger Maske… und wer in Spanien Politik macht, vertagt das Thema.

1. Akt – Wer auf Mallorca lebt, der…
…gewöhnt sich an alles? Naja, an fast alles. Denn dieser Tage, wo die erste Hitzewelle des Jahres uns das Leben nicht gerade leichter macht, nerven die Regelungen in Spanien, was das Thema Maskenpflicht angeht. Im Winter war alles Routine. Aber jetzt, bei 35 Grad immer eine Maske tragen… eine Qual für fast jeden.
Aus der Haustür raus, Maske über Mund und Nase… in die Haustür rein, Maske ab. Wir tragen das Teil also quasi immer. Ausnahmen gibt bzw. gab es wenige. Die Ausnahmen, die es gab, wurden mit der über Nacht verordneten Maskenpflicht auch am Strand, noch einmal deutlich eingeschränkt. Plötzlich durfte man nicht, wie vorher, Strandwandern ohne Maske, sondern darf sie nur noch am Platz und im Wasser abnehmen.

Heute nun waren wir morgens um 5 Uhr auf der Straße. Niemand, nicht einmal die Straßenreinigung war um die Zeit unterwegs. Dennoch hatten wir den ersten Kilometer lang Skrupel, das Teil vom Gesicht zu ziehen. Immerhin kostet das satte 100 Euro Strafe und die kann man ganz sicher besser ausgeben – und Frau gleich zweimal besser, smile. Als selbst die Polizei vorbeifuhr und lächelte, waren unsere Hemmungen dahin, was das Tragen der Maske “mitten in Nacht” angeht. Es machte plötzlich zum ersten Mal wieder richtig Spaß, sich draußen zu bewegen. So ging es dann beschwingt Richtung Hafen, wo ja die Mein Schiff 2 angelegt hatte.
Auch zurück zogen wir das Teil nur “Alibi rauf”, wenn wirklich mal jemand kam. Ein herrliches Gefühl, sich nach fast einem Jahr mal wieder frei zu fühlen. Ob man deshalb jetzt öfter morgens um 5 Uhr spazieren gehen möchte… eher nicht!

2. Akt – Die Touristen
Jetzt, wo tausende Touristen uns vorleben, wie leicht das Leben auf Mallorca ohne Maske ist, haben wir es noch schwerer. Wir wissen, dass wir 100 Euro zahlen, wenn wir ohne Maske erwischt werden. Touristen hingegen wissen das nicht, oder verdrängen es – oder werden eh nicht belangt?!?
An den Touristen-Hotspots, egal ob in Paguera, Cala Millor oder an der Playa de Palma, tragen nur noch wenige eine Maske – und viele haben den “Lappen” nicht einmal mehr als Alibi am Arm hängen.
Bei uns, die wir hier leben, mündet Unverständnis für das Verhalten der Touristen, besonders bei diesen Temperaturen, langsam in Neid. Denn wenn wir uns das trauen, kommen garantiert Paco und Manolo und schreiben ein Knöllchen.
Fragt man die Touristen, warum sie keine Maske tragen, kommt häufig: “Wir sind doch getestet.” Hakt man nach und fragt, ob sie denn gerade erst angekommen seien, hört man dann echte Kracher wie: “Wir sind schon seit einer Woche hier und genießen es, uns hier so frei bewegen zu können.”
Klatsch, da war sie wieder, die Ohrfeige für uns, die wir hier leben.
Also schnell Vorhang runter und den nächsten Akt vorbereiten… das Finale sozusagen.

3. Akt – Der Staat
Alle Augen schauten dieser Tage nach Madrid. Der Wegfall der Maskenpflicht sollte dort diskutiert werden. Anders als im föderalistischen Deutschland, darf das hier nämlich nicht jeder selbst entscheiden.
Viele hätten gedacht, dass man zumindest draußen ohne das Teil rumlaufen darf. Für diesen Vorschlag können sich auch viele spanische Regionen begeistern. Andere hatten immerhin gehofft, dass bei diesen Temperaturen eine temporäre Befreiung kommt.
Leider war es in Madrid wohl zu heiß, um dieses Thema auf den Tisch zu legen. So werden wir wohl noch eine Weile mit dem Ding rumlaufen. Aber zumindest verdursten wir nicht, denn der Salzwasser-Zufluss ist unter den Teilen gesichert.