Wieviel Homophobie steckt in uns allen – Fragen an Tom Hirsch

18 Apr, 2021
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Auch mit Tom Hirsch, einem eher “untypischen Schwulen”, haben wir über die Aussagen von Prinz Marcus gesprochen. Seine Meinung ist anders.

Als wir Tom ansprachen, ob er uns ein Statement zu der Diskussion geben möchte, antwortete er, dass er Prinz Marcus eigentlich vor den Aussagen ganz cool fand. Jetzt, so findet er, wird aber das Thema ganz schön hoch gespielt.
„Dass er das jetzt so deutlich gesagt hat, liegt ja nun mal daran, dass er grundsätzlich so ne große Klappe hat.“
Tom selbst betont, dass er wirklich noch nie Probleme aufgrund seiner sexuellen Einstellung hatte. „Das mag aber auch daran liegen, dass ich nicht das typische Klischee eines Schwulen erfülle“, fügt er hinzu. „Es ist ein Unterschied, ob ich mich normal männlich gebe, oder eine Tunte bin mit ‘gebrochenem Handgelenk’ und weiblicher als jede Frau.“

„Ich selbst muss es als Schwuler auch nicht haben, dass sich zwei Typen auf der Straße ablecken und um jeden Preis für Aufmerksamkeit sorgen müssen. Ich akzeptiere und toleriere es, ich muss es aber nicht haben“, erzählt Tom. Dann fügt er hinzu, dass er ein ganz normales Leben führt und viele sind überrascht, wenn sie irgendwann feststellen, dass er nicht mit einer Frau, sondern mit einem Mann verheiratet ist. Oft kommt es dann zu Aussagen wie „das hätte ich ja nicht gedacht“, aber die sieht er wie ein Kompliment. „Dadurch konnte ich auch schon Homophobe überraschen und die gehen danach ganz normal damit um“, sagt Tom.

Nun wird es etwas provokativ, aber so ist er, der Tom. Er sagt: „Viele Schwule wollen ja auch anecken und provozieren, das wollen aber auch Klimaschützer, Ex Raucher oder Veganer. Natürlich ist es nicht gut für Prinz Marcus, so eine Aussage zu treffen – und ich kann nachvollziehen, dass sich viele Schwule dadurch gekränkt fühlen. Aber wenn man fest im Leben steht, steht man über sowas. Allerdings habe ich ja auch etwas TV Erfahrung und weiß, dass Marcus genau das erfüllt hat, was so ein Format braucht, einen Skandal. Für die Menschen, die Homophobie erlebt haben oder Opfer geworden sind, tut es mir Leid, für Gewalt in jeder Form habe ich kein Verständnis! Da würde ich mich auch sofort zwischen werfen.“

Ganz klar sagt Tom auch, dass er Dummlaberei wie vom Prinzen nicht Ernst nehmen kann und fügt an: „Aus allem kann man einen Skandal zusammen Schustern.“