Britische Mutation auf den Balearen – Hoteliers planen Pilotprojekt 2021

19 Jan, 2021
Ein Artikel von: Kenny Deppe

Die britische Corona-Mutation verbreitet sich offenbar auf Ibiza. Die Hoteliers der Balearen arbeiten trotzdem weiter am Pilotprojekt 2021.

Vor einem Monat lag die Zahl der Corona-Neuansteckungen auf Ibiza noch knapp unter 100 pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen. Heute liegt die 7-Tage-Inzidenz bei einem Wert von 920. Die Positivrate der durchgeführten Tests liegt bei erschreckenden 18%. Die Gesundheitsexperten führen diesen Anstieg laut Pilar Costa, der Sprecherin der Balearenregierung, auf die Weihnachtsfeiertage zurück. Welchen Anteil an dem extremen Anstieg die Virusmutation aus Großbritannien hat, weiß man bisher noch nicht. Der extreme Anstieg spricht allerdings eine klare Sprache.

Jordi Reina, der Chef der Virologie der Universitätsklinik Son Espases, der Klinik also, in der in den letzten Wochen bei 25 Corona-Proben die Mutation aus Großbritannien festgestellt wurde, drückte es im Interview mit IB3 so aus: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass der britische Virenstamm hinter dem Anstieg der Fallzahlen auf Ibiza steckt“. Er erklärte, dass diese Variante des Virus sich sehr viel leichter überträgt, da „die Viruslast im Rachenraum tausendfach höher ist.“

„Im Gegensatz dazu, ist die Letalität beinahe Null“, so Reina weiter. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die schwer Erkrankten keine ärztliche Versorgung benötigten. „Wir werden sehr viel mehr Fälle haben, als wir sie jetzt bereits haben. […] Das bringt uns in eine sehr schwierige Situation. Auch wenn die Zahl der sehr schweren Fälle sich prozentual nicht verändert hat, die Zahl der Menschen die medizinische Hilfe benötigen hat es“. Reina weiter: „Das Gesundheitssystem kollabiert aktuell nicht, aber die Situation ist dramatisch. Die derzeitige Situation in den Krankenhäusern kann so nicht noch zwei oder drei Wochen länger andauern, denn mit der aktuellen Zahl der Einweisungen wird der Moment kommen, in dem wir keine freien Betten mehr für die Kranken haben.“
Um die Lage der Kliniken zu entspannen, sieht Jordi Reina keine andere Möglichkeit, als für zwei oder drei Wochen eine strikte Ausgangssperre auf den Balearen zu verhängen.

Die Hotelbranche arbeitet derweil am Pilotprojekt 2021

Ob und wie weit die Mutation B.1.1.7 sich auf Mallorca ausgebreitet hat, ist noch unklar. Auch hier gab es in den letzten Wochen einen dramatischen Anstieg der Fallzahlen. Mallorca hatte zwischenzeitlich die höchste Inzidenz in ganz Spanien, nachdem man sonst immer unter den Regionen vertreten war, welche das Virus am Besten im Griff hatten. Erst jetzt, mit geschlossenen Shoppingcentern, geschlossener Gastronomie und einem Kontaktverbot zu Personen die außerhalb des eigenen Haushalts leben, sinken die Zahlen auf Mallorca etwas ab. Die 7-Tage-Inzidenz ist „nur noch“ bei einem Wert von 256 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Nach deutschen Maßstäben also ein Super-Hotspot.

Die Hotelverbände halten weiterhin an ihren Plänen fest, die Saison 2021 mit einem Pilotprojekt, ähnlich dem der letzten Saison, zu starten. Mit der Balearenregierung befindet man sich darüber bereits in Gesprächen.
„Das Ziel ist es, unter Einhaltung aller Protokolle und sofern es die gesundheitlichen Umstände erlauben, Touristen auf die Balearen zu holen“, so der Präsident der Hotelvereinigung ACH, Gabriel Llobera. Das dieser Plan unter den jetzigen Bedingungen nicht umsetzbar ist, weiß er allerdings auch. Bei der derzeitigen Lage, ist „das Pilotprojekt nicht durchführbar“. Die Zahl der Ansteckungen müsse sowohl auf den Balearen, als auch in den Heimatländern der Urlauber zurückgehen.

Ob die Impfkampagne hierbei helfen kann, ist laut Virologie-Chef Jordi Reina noch unklar. „Beim derzeitigen Rhythmus ist es unmöglich zum Sommer 70% der Bevölkerung geimpft zu haben. Bis wir einen Effekt der Impfungen spüren, ist es September oder Oktober. Es ist schrecklich das zu sagen, aber wenn wir die Impfungen nicht beschleunigen, wird dieser Sommer genau wie der letzte.“