Wenn man Ü-60-Club hört, denkt man an Wanderungen, lecker Essen gehen, Schwätzchen halten, oder? Naja, Gedanken scheinen frei.
Auch ich bekam vor einer guten Woche eine Freundschaftsanfrage von jenem Ü-60-Club-Profil ohne Klarnamen. Mein Kopf dachte, hey, du bist gerade noch 57, noch zwei Jahre weg von 60, also was wollen die von dir.
Mein Bauch meldete sich ein wenig rigoroser und erklärte mir knurrend, dass es im besten Fall Werbung für eine Jung-Pille sein könnte, was da rauskommt… im schlimmsten Fall sucht einer eine “reiche Erbtante”. Nicht einmal ein Bild im Profil, nichts. Da lässt du die Finger davon, befahl mir mein Bauch. Außerdem, was will das Profil ausgerechnet von dir, siehst aus wie 40, machst auf 30 und hast ne große Klappe. Zielgruppe für “was auch immer” bist du niemals.
Am 23. Januar schrieb dann die Mallorca Zeitung einen Artikel über eben diesen Ü-60-Club. Klang ganz gut und das Foto zeigte nette Menschen. Warum also nicht auch die Freundschaftsanfrage annehmen, dachte ich. Scheint ja alles echt zu sein. Gesagt, getan… und schon knurrte der Bauch. Seine Meinung war klar, wenn das seriös ist, bekomme ich zwei Kuh-Bonbons… ist es das nicht, bekommt er sie. Der Bauch, dieser Schlawiner…
Wenn mein Bauchgefühl an diesem Tag nicht gewesen wäre, hätte ich sogar noch zwei Minuten Zeit gefunden, mich darüber zu ärgern, dass die Mallorca Zeitung auf die Idee mit dem Artikel kam und nicht ich… wo ich doch sonst so findig bin, zwinker.
Heute nun ist der Mallorca-Club der 60er erneut Thema. Die Mallorca Zeitung berichtet, dass es wohl Zweifel an der Seriosität des Clubs gibt. Geschäftliche Interessen sollen hinter der Senioren-Initiative stecken. Ha, siehste Dagmar… dein Bauch, wenn er auch ein bisschen Dicker ist, als er sein sollte – und du ihn dafür manchmal verfluchst – am Ende gibt er doch immer den richtigen Rat.
Facebook-Freundschaft gekündigt und der Bauch jubiliert, hat er doch gleich mal zwei Kuh-Bonbons gewonnen. Jaja, guter Rat ist teuer, liebe Dagmar – und er sorgt für Hüftgold.
Zu den Einzelheiten: Im Artikel wird über darüber berichtet, dass der Unternehmer Uwe Grof, der hinter dem Club steckt, nicht nur Spaß und die eventuelle spätere Gründung einer Senioren-WG im Sinn haben könnte.
Grof soll demnach in Berlin einen Seniorenförderclub betrieben haben. Unter anderem soll er angeboten haben, Senioren zur Impfung zu fahren. Hierfür bat er um Spenden für das “Flotten-Netzwerk”, wie sich herausstellte, existiert dieses gar nicht.
Ein sehr lesenswerter Artikel der Mallorca Zeitung, der einmal mehr zeigt, dass auf Mallorca Freundschaften nicht auf Bäumen wachsen.
Im Tagesspiegel kann man über den unseriösen Seniorenförderlcub in Berlin mehr erfahren. Es gibt dazu auch einen zweiten Artikel.