Sechs Meeres-Hitzewellen und Rekordtemperaturen im Juli – Das Meer rund um die Balearen ist 2023 deutlich wärmer als normal.
Es sind alarmierende Daten, welche die Wissenschaftler des “Küstenbeobachtungs- und Vorhersagesystem der Balearen” (SOCIB) nun veröffentlichen. An bereits 150 Tagen des Jahres 2023 war die oberflächliche Wassertemperatur des Meeres rund um die Balearen „extrem“, teilte nun die Forscherin Mélanie Juza des SOCIB mit. „Und das Jahr ist noch nicht vorbei, es sind noch hundert Tage übrig“, gibt sie zu bedenken.
Zur Einordnung: Von „extremen Wassertemperaturen“ spricht man, wenn die Temperatur oberhalb von 90% der historischen Daten liegt. „Historische Daten“ bedeutet in diesem konkreten Fall: die vergangenen 41 Jahre. So lange beobachtet man die Temperatur der Wasseroberfläche nämlich bereits mit einem Satelliten.
Bereits 2022 erlebten die Balearen ein Rekordjahr bei den Wassertemperaturen. Im vergangenen Winter wurden die zweithöchsten Werte seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Und 2023 setzte sich dieser Trend fort, denn auch der Frühling brachte „die wärmsten [Anm.: Wassertemperaturen] für das Balearenmeer seit vierzig Jahren“. Mélanie Juza führt weiter aus: „Der Juli 2023 war eindeutig der Juli mit der wärmsten jemals gemessenen Oberflächentemperatur des Balearenmeeres.“
Der Mittelwert lag im Juli 2023 bei 27 Grad. Das sind 2,6 Grad über dem Normalwert. Dabei gilt es zu bedenken, dass der Mittelwert eben ein Mittelwert ist – also für den gesamten Monat Juli. In der Spitze brachte es das Meer auf 28,1 Grad.
Wenig überraschend lagen auch im August die Temperaturen deutlich über dem Normalwert. Insgesamt war es der August mit den dritthöchsten Wassertemperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen, mit einem Mittelwert von 27,5 Grad. Der Spitzenwert wurde am 25. August erreicht, als die Temperatur bei 29 Grad lag. Das ist die dritthöchste jemals gemessene Wassertemperatur, hinter den 29,2 Grad aus dem August 2022 und den 29,1 Grad des Augusts 2003.
„Die Extreme werden immer häufiger“, so Juza. Normalerweise gäbe es solche Meeres-Hitzewellen einmal im Jahr oder sogar nur alle paar Jahre. „Aber allein in diesem Jahr befinden wir uns in der sechsten Meeres-Hitzewelle.“
Auswirkungen auf das Ökosystem sollen untersucht werden
Mélanie Juza hält es für besonders wichtig, nun die Auswirkungen auf das Ökosystem des Mittelmeers zu untersuchen. Insbesondere das Seegras sei sehr temperaturempfindlich und äußerst wichtig für das Ökosystem des Meeres. Es speichere nicht nur eine Menge CO2, sondern diene auch als Lebensraum für verschiedene Spezies und biete jungen Fischen Schutz.
Des Weiteren erklärt die Forscherin, dass die hohe Wassertemperatur wie „Brennstoff“ für die Herbst-Unwetter wirke. Und tatsächlich: Vergangene Woche zog ein Gewitter über die Balearen hinweg, welches insbesondere rund um Mallorcas Inselhauptstadt Palma sämtliche Regenrekorde pulverisierte. So meldete die Wetterstation Secar de la Real im Norden Palmas 119 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von nur 24 Stunden. Einige Strände mussten daraufhin erneut gesperrt werden, weil wieder einmal Abwasser aus der überforderten Kanalisation ins Meer lief.