Regierung plant trotz Corona-Ausbruch nach Partys vorerst keine Schließungen

25 Jun, 2021
Ein Artikel von: Kenny Deppe
Foto: GOIB

Es ist der vierte Tag in Folge, an dem das balearische Gesundheitsministerium ungewöhnlich hohe Corona-Fallzahlen meldet.

Mallorca geht aktuell durch die spanischen Medien. Fast 500 Studenten, die das Ende des Schuljahres auf Mallorca gefeiert haben, wurden nach ihrer Rückkehr positiv auf das Coronavirus getestet – und es wird noch immer nach weiteren Fällen gesucht! Auf Mallorca feierten die Studenten ohne Abstand und Masken.

Zwar gibt das balearische Gesundheitsministerium an, hier bisher keine Fälle entdeckt zu haben, die mit dem Ausbruch unter den Feiernden in Zusammenhang stehen. Doch die Fallzahlen – insbesondere auf Mallorca – sprechen eine deutliche Sprache!

Am 18. Juni hatten die Balearen eine 7-Tage-Inzidenz von 20,04 Fällen pro 100.000 Einwohnern. So sind wir es seit Monaten gewohnt, trotz geöffneter Geschäfte, Gastronomie, Kinos, Theater…
Gestern lag die 7-Tage-Inzidenz bereits auf einem Wert von 30,98 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Ein Anstieg von über 50% in nicht ganz einer Woche. Insbesondere die Ansteckungs-Zahlen der letzten vier Tage, die zum Großteil auf Mallorca registriert wurden, bereiten Sorge.

Droht die Schließung der Bier- und Schinkenstraße?

Die unmittelbare Schließung irgendwelcher Lokale oder ganzer Straßen, droht laut Regierungssprecher Iago Negueruela vorerst nicht. „Wir haben mit den Geschäftsleuten der entsprechenden Zonen gesprochen. Im Moment haben wir nicht vor zu schließen, alle sollen die Möglichkeit haben, mit ihrem Geschäft wieder anzufangen.“ Negueruela warnt aber auch: „Wir werden sehen, wie das Verhalten in diesen Zonen ist. Wenn es Vorfälle gibt, werden wir schlagkräftig und konsequent handeln, wie wir es auch schon im letzten Jahr getan haben.“

An der Playa de Palma bleibt also alles „auf Bewährung“ geöffnet. Da die Bilder zwischen Balneario 5 und 6 denen der spanischen Studentenfeiern sehr ähnlich waren, wird man mit Sicherheit auch dort ein Auge auf das Verhalten der Partyurlauber haben. Man kann die Ansage des Regierungssprechers also durchaus als „letzte Chance“ verstehen, bevor der Ballermann wieder radikal geschlossen wird.

Aufarbeitung der Partys in vollem Gange

In einer Pressemitteilung von heute, klärt das Gesundheitsministerium nun über die weitere Vorgehensweise nach den Studentenpartys auf. Als einer der Infektionsherde wurde das Reggaeton-Konzert in Palmas Stierkampfarena ausgemacht. Dieses wurde als Sitzveranstaltung genehmigt, doch die Besucher warfen die Stühle zur Seite, versammelten sich vor der Bühne und tanzten ausgelassen, ohne sich um abstands- und Hygieneregeln zu kümmern. Dem veranstalter droht nun eine Strafe zwischen 60.000 und 600.000 Euro.

Als weitere Spreader-Events wurden die illegalen Partys am Strand und auf der Straße ausgemacht. Auch von Partys auf Booten ist die Rede. Außerdem ist man in diesem Augenblick dabei, ganze neun Hotels auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen zu überprüfen. In allen Hotels, in denen die Studenten untergebracht waren, wird das gesamte Hotelpersonal getestet.

Das Ende der Fahnenstange ist also wohl noch nicht erreicht. Für den Partytourismus 2021 dürfte dieser Vorfall aber vermutlich das Ende bedeuten. Wenn sich jeder am Riemen reisst, können Bier- und Schinkenstraße zumindest weiterhin geöffnet bleiben.