Zwischen Lockdown und Normalität. Gar nicht so einfach für Gesundheitsminister Illa, allen Ansprüchen gerecht zu werden, wenn die Zahlen wieder steigen.
Spanien vermeldete gestern mit 40.197 Fällen einen neuen Rekord bei den Corona-Ansteckungen und ringt mit den richtigen Maßnahmen zur Eindämmung. Andalusien, Asturien, Murcia, sowie Kastilien und León fordern bereits eine erneute komplette Ausgangssperre, wie es sie im Frühjahr 2020 gab. Gesundheitsminister Salvador Illa lehnt diese bisher jedoch ab – auch, weil eine solche Maßnahme nicht durch den aktuell geltenden Alarmzustand abgedeckt wäre. Für einen solchen Schritt müsste man erneut eine Mehrheit im Parlament finden. Illa setzt seine Hoffnungen daher in die Wirksamkeit der derzeit geltenden Restriktionen. Mit diesen Maßnahmen hatte Spanien schon die zweite Welle vor Weihnachten „in den Griff bekommen“.
Die derzeitigen Maßnahmen stoßen jedoch an ihre Grenzen. Aktuell vermeldet Spanien erneut eine Inzidenz von 575 Fällen pro 100.000 Einwohnern in 14 Tagen. Vor Weihnachten sank der Wert kurz unter die 200. Die schärfsten Restriktionen, wie die Schließung der Gastronomie und der Shoppingcenter, sind nur unter bestimmten Voraussetzungen gestattet. So muss die 14-Tage-Inzidenz über 250 liegen, die Intensivstationen über 25% mit Corona-Patienten belegt sein, oder die Positivrate bei den durchgeführten Tests bei über 15% liegen. Sieben Regionen Spaniens erfüllen diese Kriterien bereits. Außer den Kanaren, liegt übrigens jede Region bei der 14-Tages-Inzidenz über dem Wert von 250.
Gesundheitsminister Illa brachte daher nun eine Option auf den Tisch, die es den autonomen Regionen ermöglichen würde, weitere Maßnahmen zu ergreifen: die Ausweitung der nächtlichen Ausgangssperre.
Diese kann laut aktuellem Dekret maximal von 22 Uhr bis 7 Uhr verhängt werden, weshalb zur Anpassung auch hier eine Mehrheit im Parlament notwendig wäre. Diese wäre jedoch leichter zu bekommen, als eine Mehrheit für einen erneuten totalen Lockdown. Zumal dieser selbst unter den Experten derzeit umstritten ist. Manche sehen keinen anderen Weg und halten ihn für überfällig, andere sehen die Schäden durch den Lockdown als zu hoch an.