Auswandern nach Mallorca – für EU-Bürger ist das kaum mehr als ein Umzug. Aber ist eine Rückwanderung nach Deutschland genauso einfach?
Leben auf Mallorca, der Traum vieler Deutscher. Und dank der EU ist dieser Traum gar nicht mal so kompliziert zu verwirklichen. NIE-Nummer beantragen, Wohnung suchen, Taschen packen, umziehen. Klar, ein, zwei Behördengänge stehen noch an, aber viel komplizierter als bei einem Umzug in Deutschland ist es kaum. Die Ummeldung gehört hier wie dort eben dazu.
Aber was, wenn man von Mallorca nach Deutschland zurückwandern muss? So ist es in der Corona-Zeit einigen Auswanderern ergangen. Darunter auch Bettina Höner. Sie betrieb die Deutsche Buchhandlung in Paguera. Doch ohne Urlauber brach ihr ein wichtiger Teil ihres Umsatzes weg. Mit den Corona-Hilfen hielt sie sich eine Zeit lang über Wasser, doch langfristig war das keine Lösung. Im Herbst 2021 traf sie die Entscheidung, wieder nach Deutschland zu ziehen. Wir haben sie gefragt, wie es ihr heute geht und wie das für sie war.
Bettina verrät: „Ich hatte zwei Freundinnen, ohne diese hätte ich das nicht so geschafft, wie ich es geschafft habe. Man braucht jemanden, der einen auch psychisch unterstützt.“ Gerade die Behördengänge gestalteten sich dabei komplizierter, als es bei der Auswanderung nach Mallorca der Fall war. „Ich habe relativ schnell Arbeit gefunden – nachdem ich ja im Arbeitsamt war und mir mehrfach von meiner Gestoria hab bestätigen lassen, dass ich mit diesem Papier dort Arbeitslosengeld beantragen kann. Es war gedacht, erst Arbeitslosengeld zu beantragen und dann zu schauen, was es auf dem Arbeitsmarkt gibt. Das liebe Arbeitsamt hat dann gesagt ‚Ne, genau dieses Schriftstück ist das falsche‘ und ich hätte keinen Anspruch. Ich habe mich natürlich tierisch geärgert.“
Bettinas Glück im Unglück: der Fachkräftemangel. „Auf dem Weg zum Bus habe ich dann eine recht schnelle Bewerbung geschickt per E-Mail, an einen Elektromarkt, wo ich zwei Tage zuvor einen Fernseher gekauft habe. Da habe ich gesehen, sie suchen Personal. Ich bezahle beim Busfahrer, steige ein, setze mich hin und kriege einen Anruf, ob ich nicht am Nachmittag kommen könnte. Am nächsten Tag habe ich dann gleich einen Vertrag unterschrieben, war gleich Vollzeit angestellt. Das war auch wirklich wichtig. So schnell in Arbeit zu kommen, hätte ich jetzt nicht gedacht.“
Fast sieben Jahre hat sie auf Mallorca gelebt und gearbeitet, in ihrer Buchhandlung, als ihre eigene Chefin. Wieder in einem Angestelltenverhältnis zu sein, ist da schon eine Umstellung. „Dann musste ich erstmal wieder Schritt für Schritt lernen wie das so ist, mit Kollegen“, erklärt uns Bettina. Aber es hat auch Vorteile. Während sie im eigenen Laden quasi täglich durchgearbeitet hat, hat sie nun wieder freie Tage. „Jetzt auch zwei oder drei Tage am Stück frei zu haben, ist natürlich was anderes.“
Was in Deutschland nicht anders ist als auf Mallorca, ist der Mangel an Wohnraum. „Ich habe das Glück gehabt eine Wohnung zu bekommen, über eine Kundin. Das ist auch wieder so eine Geschichte mit Wohnung und so weiter. Da müssen ganz viele Helferlein da sein.“ Bettina bringt es auf den Punkt: „Auswandern ist das eine, Rückwandern das andere!“
Auf Mallorca hat sie sich durchs Jahr 2020 ohne Tourismus und die sehr schleppend startende Saison 2021 gekämpft. Was die Rückwanderung so attraktiv machte? „In Deutschland ist momentan irrer Fachkräftemangel. Man kann gutes Geld verdienen. Viele die ausgewandert sind, haben ja auch eine gute Ausbildung. Und das ist momentan in Deutschland gefragt.“
Bettina rät „sich wirklich mal hinzusetzen, abzuwägen. Vier Wochen Urlaub im Jahr, wirklich das Leben zu genießen und ein sicheres Einkommen zu haben, ob das vielleicht doch nicht verkehrt ist.“