Foto: Doris Kirch / privat
Auswandern ist heutzutage einfach wie nie. Viele Hürden sind in den letzten 20 Jahren verschwunden, doch noch immer gibt es einiges zu beachten.
Seit über 20 Jahren berät Doris Kirch bereits Auswanderer und hilft ihnen bei der Anmeldung in Spanien. „Erst war es nur Auswanderungsberatung. NIE-Nummern und Residencias kamen dann irgendwann dazu. Aber ziemlich bald danach, weil ich gesehen habe, dass da Bedarf besteht.“
Durch ihre Tätigkeit hat Doris auch deutlich bemerkt, dass es einen Wandel dabei gab, wer auswandert. Vor 20 Jahren gab es „ein anderes Klientel als heute“, meint Doris. „Es sind inzwischen sehr viele ‚digitale Nomaden‚, die nach Mallorca kommen. Das war natürlich früher nicht der Fall.“
Damit sind die “neuen” Auswanderer finanziell auf sicherere Beine gestellt. Das ist auch ein Punkt, den Doris besonders hervorhebt. Sie meint, man könne es nicht empfehlen, ohne finanzielle Sicherheiten auszuwandern. Man brauche schon ausreichend Rücklagen, „um zumindest acht bis zwölf Monate hier zu überleben, wenn man dann keine günstige Wohnung und nicht sofort einen Job findet.“
Dazu ergänzt sie noch: „Das haben wir ja während der Pandemie gesehen. Wer da keine Rücklagen hatte, von mindestens einem Jahr, der musste die Insel leider verlassen.“
Digitale Nomaden bringen ihren Job natürlich im Umzugswagen mit und sind unabhängig von der Situation auf der Insel.
Aber auch abseits der ‚Arbeit am PC‘ gibt es inzwischen mehr Möglichkeiten, auf Mallorca ein sicheres Einkommen zu haben. Doris sagt: „Die Jobsuche ist einfacher geworden durch die ganzen Callcenter auf Mallorca.“ Das mag zwar für viele kein Traumjob sein, doch im Gegensatz zur Saison-Gastronomie bekäme man dort einen ganzjährigen Job. Dadurch und durch den angespannten Mietmarkt hat sich die Situation verändert. „Früher habe ich immer gesagt, guckt euch mal nach einer Wohnung und einem Job um. Aber es steht und fällt inzwischen mit einer Wohnung. Die Wohnungssituation ist wirklich desolat auf Mallorca. Ich würde schon sagen, dass man erst eine Wohnung sicher haben sollte und dann erst eben einen Job dazu.“
Das Internet als Auswanderer-Hilfe
Neben der Art der Suche nach Arbeit auf Mallorca hat sich auch das Wissen der Auswanderer verändert. Das Internet bietet, neben Arbeitsmöglichkeiten, nämlich auch andere Möglichkeiten, die Auswanderung vorzubereiten. Doris meint: „Es waren früher noch weniger Leute, die gut auf eine Auswanderung vorbereitet waren. Man hatte ja nicht so die Möglichkeit, zum Beispiel über eine Facebook-Gruppe etwas zu fragen und innerhalb von Sekunden eine Antwort zu kriegen. Das musste man sich ja alles doch, teilweise sehr mühsam erschließen.“
Bevor man sich im Internet über vieles informieren konnte, funktionierte die Suche nach Hilfe hauptsächlich über Bekannte, erklärt Doris. „Da hat Mallorca es den Auswanderern damals vielleicht etwas einfacher gemacht, als es auf dem spanischen Festland gewesen ist. Weil ja viele Deutsche auch damals schon hier lebten. Da konnte man mal beim deutschen Nachbarn fragen.“ Heute läuft natürlich vieles über soziale Netzwerke. „Da wird mal eben ne Frage gestellt. Das ist einfacher geworden, als es früher war.“
Übrigens nicht nur bei der Suche nach Informationen, sondern auch bei den Behördengängen an sich. „Es gab früher beim Ausländeramt noch kein Terminvergabesystem, mit dem man online Termine machen konnte. Es wurden immer nur etwa hundert Leute bedient, aber meistens standen da Schlangen von 300 Leuten. Und wenn man der 101. war, wurde man wieder weggeschickt.“
Und tatsächlich, auch als wir von der Mallorca Revue ausgewandert sind – ursprünglich nach Gran Canaria – gab es noch kein Terminvergabesystem. Wir mussten damals früh morgens zur zuständigen Polizei und eine Nummer ziehen. Bis wir drankamen, verbrachten wir die Zeit damit, in einem nahegelegenen Cafe, bewaffnet mit einem kleinen Wörterbuch, die nötigen Formulare auszufüllen. Anschließend ging es zur Bank, um die Gebühr einzuzahlen. Mit dem Beleg ging es schließlich wieder zurück zur Polizei.
Das funktioniert heute deutlich unkomplizierter – sofern man einen Termin bekommt. Denn gerade für Mallorca gilt, dass sehr viele Auswanderer aus aller Welt auf die Insel wollen. Die größere Hürde, als der Gang zur Anmeldung, ist inzwischen die Jagd nach einem Termin. Gut also, wenn man sich dabei Unterstützung von Menschen wie Doris Kirch holen kann.
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