Bei Juliette und Holger in Paguera – Geschichten, die Corona schreibt

1 Jul, 2020
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Viele kennen sie aus Paguera – dort waren sie Herr und Frau “Ice Rolls”, bis der Eisladen 2019 in schweizer Hände überging. In dieser Saison wollen sie mit der Übernahme des “Bei Cordula” ein solides Standbein in Paguera schaffen.

Endlich wieder Malle – dies ist de Gesichte von zwei Auswanderern, die in der Corona-Zeit mit 10 – 14 Stunden Arbeit pro Tag versucht haben, ihren Traum auf Mallorca von Deutshland aus am Leben zu halten.
Wir waren dabei, als sie ihren Laden, nach Ende des Alarmzustands das erste Mal wieder in ihren Laden kamen.

Nach Wochen des Bangens, ob sie den Laden überhaupt halten können, ist es heute soweit, sie sperren zum ersten Mal für Gäste auf. Holger gestand uns, dass es nach über drei Monaten in Deutschland fast schon wieder wie neu auswandern gewesen sei. Es war nicht sofort das Gefühl da „Boah, wir kommen nach Hause. Aber auch das stellte sich schnell wieder ein.

Viele hatten im Dezember/Januar die Berichte aus China gesehen. Holger hat da schon geahnt: „Wenn China wirklich zu macht, dann muss das schlimmer sein, als es abgetan wird.” So richtig ernst genommen habe er es aber nicht – wie wohl keiner von uns. “China war ja weit weg und man hat nicht gedacht, dass es uns mal erwischen könnte.

Im Februar fingen Holger und Juliette an, im Laden zu werkeln, in den sie all ihre Ersparnisse gesteckt hatten. Kurz vor dem Shutdown gab es eine kleine Soft-Eröffnung, bei der die Sangria probiert wurde. Damals war Corona von Tag zu Tag schon immer mehr ein Thema. Es dauerte keine Woche, bis es zum Drama kam.

Am 15. März kam dann der Shutdown. „Das war für uns ein Supergau! Wir haben wirklich jeden Cent in diesen Laden gesteckt. Der hat uns unsere kompletten Ersparnisse gekostet. Wir sind wirklich All-In gegangen.“ Eine Lösung musste her. Kredit aufnehmen? Nach Deutschland und Geld verdienen? Irgendwie überleben, bis es hoffentlich bald weitergeht. Das war das Ziel.

Nach Deutschland, bevor Spanien die Grenzen dicht macht. Arbeiten und alles am Laufen halten, so der Plan. Holger erzählt: „Daraufhin habe ich sofort mit meinem alten Arbeitgeber gesprochen, ob er einen Job für mich hat. Den hatte er und dann bin ich sofort mit einem der nächsten Flieger raus. Juliette hat sich um alle Formalitäten auf Mallorca gekümmert, bevor sie nach kam.

Glücklicherweise hat auch Juliette in Deutschland schnell einen Job gefunden: „Damals haben die Leute ja wie die Verrückten alles aufgekauft. Heute lachen wir darüber, aber es gab ja wirklich kein Klopapier mehr. Sie hat dann also einen Job im Einzelhandel gefunden, weil da Leute gebraucht wurden.

Abschließend zieht Holger sein Corona-Fazit: „Ich habe jeden Job angenommen, den ich kriegen konnte. Wir haben hier wirklich fast nichts ausgegeben, außer was wir zum Essen und Trinken brauchten. Wir haben sechs Tage die Woche 10 bis 14 Stunden am Tag gearbeitet und jeden Cent gespart und auf die Insel geschickt, um unseren Laden zu retten. Wir haben auch mit unserer Vermieterin verhandelt, die uns die Ladenmiete bis zum 1. Juli halbiert hat.

Heute nun sperren Juliette und Holger ihren Laden auf, direkt neben Krümels Stadl.