Die Deutsche Buchhandlung in Paguera – zwischen Regeln und Umsatz

26 Aug, 2020
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Wir alle haben uns gefreut, dass die Saison 2020 doch irgendwie noch losgeht. Die Geschäfte auf Urlauber, die Urlauber auf die Insel – und wir alle auf ein wenig Normalität.

Auch Bettina Höner aus der Deutschen Buchhandlung in Paguera freute sich, dass die Saison vielleicht doch noch ein wenig Fahrt aufnimmt. Akribisch bereitete sie sich auf die Besucher ihres mit Liebe geführten Buchladens vor und passte genau auf, dass sie alle Coronaregeln und Auflagen genau erfüllt.

Dann konnte es also losgehen, Bettina freute sich auf die Kunden. Die Allermeisten, erzählt sie uns, waren freundlich, froh wieder auf der Insel zu sein und ein bisschen etwas wie Freiheit zu spüren. Urlaub von Corona eben, den haben wir uns ja alle verdient.

Einige wenige Touristen aber, erzählt Bettina Höner leise, haben nicht nur Urlaub von Corona, sondern auch gleich von den Regeln machen wollen. Ihre Bitte, sich die Hände vor dem Eintreten in die Buchhandlung zu desinfizieren, wurde manchmal einfach überhört oder kommentiert.
„Ich will doch nur gucken“ war dabei noch ein höflicher Kommentar. Ein paar Mal musste Bettina leider auch mit ein wenig mehr Nachdruck die Regeln einfordern. In Spanien zahlt nämlich der Ladenbesitzer eine satte Strafe, wenn sich ein Kunde nicht an die Regeln hält. Geld, welches kein Ladenbesitzer dieser Tage mal eben so übrig hat – und schon gar keine Buchhandlung.

Warum wir diese Geschichte erzählen? Weil sie gemein ist – und unfair. Unfair Bettina gegenüber, denn ausgerechnet einige Corona-Regeln-Verweigerer bewerteten ihre kleine Buchhandlung jetzt schlecht im Internet. Fühlen sich schlecht bedient und behandelt, nur weil Bettina Regeln eingefordert hat, die sie nicht erfunden hat.

Dabei wäre gerade in diesen für uns alle schwierigen Zeiten etwas Verständnis und Zusammenhalt wünschenswert gewesen. Niemand desinfiziert sich gerne 10x die Hände, wenn er durch den Urlaubsort bummelt – wegen dieser Regel aber anderen das Leben unnötig schwer zu machen und im Netz schlecht zu bewerten ist keine Art.