“Glücksspiel” Schönheits-OP? Ein Mallorca-Erfahrungsbericht

22 Feb, 2024
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Foto: Tanja Kasper / privat

Der Fall von Tanja Kasper zeigt: Bei Schönheits-OPs – nicht nur auf Mallorca – sollte man genau schauen, wem man sich anvertraut.

Immer öfter hören wir, dass Leute extra nach Mallorca kommen, um sich “mal eben” unters Messer zu legen. Die schnelle Mark mit dem Schönheitswahn – viele Beauty-Docs sagen dazu nicht Nein, warum auch? Immer wieder geraten dabei auf Mallorca Ärzte in die Negativschlagzeilen, die sich in Kliniken für ihre Schönheits-OPs Zimmer mieten.
Klar, “etwas an sich machen lassen” ist salonfähig geworden. Mehr noch, Schönheitsoperationen gehören bei einigen heutzutage schon fast zum guten Ton. Allerdings ist eine OP nicht immer so ungefährlich, wie sie klingt. Gerade dann, wenn Ärzte auch noch zwischen einer Klinik hier und einer da hin und her pendeln und die Patientinnen nur per “Ferndiagnose” betreuen, werden Komplikationen oft nicht erkannt. Wie gefährlich so eine OP werden kann, erzählen wir euch jetzt.

Irgendwann kam Tanja Kasper auf den Gedanken, sich die Brüste operieren zu lassen.
Sie erzählt uns, wie sie auf genau den Beauty-Doc kam, dem sie sich anvertraute. Sie sagt, sie hat sich informiert, er ist ihr auch von einigen Leuten empfohlen worden. Auch auf Instagram hat sie geschaut und dann einen Termin gemacht, weil eben alles professionell aussah und gut klang.
Im Erstgespräch war er nett und nahm auch Tanjas Sorgen sehr ernst. Sie hatte bereits eine Thrombose und wollte sicher sein, dass der Arzt ihr dahingehend die Sorgen nimmt. Die damit verbundenen Ängste hat er ihr auch tatsächlich genommen. So kam es, dass Tanja sich für diesen Arzt entschieden hat. Sie sagt heute: „Ich hab mich da einfach ein bisschen blenden lassen.“

Der OP-Termin war im Februar 2023. Es war saukalt und die Heizung im angemieteten Krankenzimmer ging nicht. Als Tanja dann die OP-Kleidung bekam, waren die vorher besprochenen Thrombose-Strümpfe nicht dabei. Weil man ihr versicherte, man würde welche holen, begab sich Tanja in den OP. Erst als sie bereits auf dem OP-Tisch lag, wurde klar, dass es im gesamten Krankenhaus wohl keine Strümpfe gab. Man hat Tanja dann auf ihren Wunsch hin noch die Beine gewickelt. Dann wirkte auch schon die Narkose.

Nach der OP wurde Tanja erzählt, sie könne keine Thrombosespritzen bekommen, weil sie während der OP zu stark geblutet habe. Eine, in einem solchen Fall vielleicht aber übliche Drainage, konnte Tanja allerdings auch nicht entdecken. Dafür stellte sie fest, als sie ihre neuen Brüste zum ersten Mal sah, dass sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Eine Brust schien viel größer als die andere. Auch hier wurde sie beruhigt, alles sei normal.
Die Helferin des Beauty-Docs schaute auf das Ergebnis und sagte, der Doktor würde operieren, aber es wäre alles in Ordnung und wenn sie wolle, könne sie heimgehen.

Tanja war also wieder zuhause. Der Arzt sagte ihr, sie solle Bilder machen und ihm schicken. Komisch, aber wahr, denn der Arzt, der sie operiert hatte, war gar nicht mehr auf Mallorca. Die ersten Nachuntersuchungen sowie das Ziehen der Fäden habe dann der Narkosearzt gemacht. Tanja ging es in dieser Zeit körperlich immer schlechter.
Erst nach 14 Tagen sei dann der eigentliche Arzt, an einem Sonntag, wieder auf Mallorca gelandet. Am selben Sonntag noch hatte Tanja einen Termin bei ihm. Ihr war schon am Telefon gesagt worden, dass sie nichts essen solle, für den Fall, dass der Arzt noch einmal aufmachen muss.
Im Krankenhaus angekommen, eröffnete ihr der Arzt, dass er sofort noch einmal operieren müsse. Auf dem OP-Tisch wollte er dann noch einmal 1.500 Euro haben, erzählt uns Tanja. Für den Narkosearzt. Ihr war das in dem Moment egal, denn alles war ziemlich geschwollen. Tanja sagte, dass sie zahlen würde.

Wieder aufgewacht, hatte Tanja nach der zweiten OP zumindest eine Drainage. Allerdings war das alte Implantat noch einmal eingesetzt worden. Desinfiziert, aber wiederverwendet.
Gleich nach der zweiten OP “durfte” Tanja ein weiteres Mal nach Hause gehen. Sie erzählt uns: „Ich hab gerade die Augen auf gehabt, da bin ich danach schon wieder abgeschoben worden.“
Noch völlig benebelt trat sie also “irgendwie” den Heimweg an. Ihr Sohn hat Tanja dann zur Nachbarin gefahren, sie war Altenpflegerin und hat Tanja versorgt. Auch nach der zweiten OP wollte der Arzt wieder täglich Bilder haben, um sich ein Bild zu machen. Betreut habe sie erneut der Narkosearzt.
Tanja erzählt: „Ich fühlte mich von Tag zu Tag besser, weil der ganze Bluterguss raus war. Aber die eine Brust hing immer noch höher als die andere.“
Auch nach acht Wochen, als der Arzt mal wieder selbst die Untersuchung machte, hatte sich noch nichts geändert, die eine Brust war steinhart. Auf Tanjas Bedenken und Anmerkungen sei der Doc allerdings gar nicht erst eingegangen. Stattdessen, so erzählt sie uns, sei es dem Arzt um die 1.500 Euro für den Narkosearzt gegangen, die immer noch offen waren – und bis heute sind.

Die nächsten Nachuntersuchungen hat Tanja nicht mehr wahrgenommen. Stattdessen ist sie zu einem Gutachter gegangen. Der hat ihr verdeutlicht, was schlimmstenfalls passieren kann. So kam es Gott sei Dank nicht. Alles hat sich mit Glück und Geduld “normalisiert”, nur die eine Brust ist nach wie vor etwas größer als die andere.

Mit dem Verlauf hatte Tanja also nochmal Glück im Unglück. Doch die Geschichte zeigt, dass man bei Schönheits-OPs – nicht nur auf Mallorca – genau schauen sollte, wem man sich anvertraut.

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