Papierkrieg – oder der weite Weg zur Impfung

11 Aug, 2021
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Impfen in Spanien. Wie einfach ist das eigentlich und gibt es Hürden? Wir erzählen mal unseren “typisch spanischen” Weg.

Wer in Spanien arbeitet, zahlt in die gesetzliche Krankenversicherung. Jeder! Auch Selbständige. Aber – auch das gehört zur Wahrheit – die ist nicht so gut, wie man das z.B. von Deutschland her kennt. Also gehört es in Spanien zum guten Ton, sich privat zu versichern. Das ist hier so günstig, dass es sich eigentlich jeder leisten kann. Selbst im ikea kann man eine solche Versicherung abschließen.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass wir in 15 Jahren Spanien nie die gesetzliche Krankenversicherung in Anspruch genommen haben. Wir haben nie dem gesetzlichen Gesundheitssystem auf der Tasche gelegen. Dafür hatten wir uns jetzt, als wir uns zur Corona-Impfung anmelden wollten, ehrlich gesagt einen Orden erhofft…

Aber, haha, weit gefehlt. Obwohl die Dame im zuständigen Gesundheitszentrum im Computer sehen konnte, dass wir immer pünktlich gezahlt haben und Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung sind, konnten wir nicht einfach so einen Termin für die Corona-Impfung machen. Warum? Weil uns kein Hausarzt zugewiesen worden war – und wir die Krankenkarte nicht hatten.
Also schickte man uns zunächst zum Rathaus, eine Meldebestätigung holen. Da saßen ganz schön viele Leute an für “dieses Thema”. Komisch, aber gut, wer weiss, kann man ja für alles brauchen. Komisch blieb es aber dennoch.. bis, ja bis…

… wir dann mit der Meldebestätigung wieder zum zuständigen Gesundheitszentrum wanderten. Eine riesen Schlange vor uns, obwohl wir früh dort waren. Endlich am Schalter angekommen, bekamen wir einen Vortrag, wie wichtig doch die Karte sei. Wie man sie denn so lange nicht beantragen könne… Wie kann etwas so wichtig sein, wenn ich es doch 15 Jahre nicht brauchte… ne Dagmar, das fragst du nicht, beiß dir auf die Zunge. Tat ich dann schweren Herzens auch. Während ich noch grübelte, löste sich die Frage, warum so viele Menschen auf einmal eine Meldebestätigung brauchten, auch in wohlgefallen auf.
Die Dame eröffnete uns, dass halb Spanien wohl nie diese Krankenkarte geholt hatte und wir daher in einer Woche einen Termin haben könnten, um unsere Karte und unseren Hausarzt zu bekommen. Was soll man machen, wir haben ja sonst nichts zu tun, nehmen wir also den Termin.

Nach einer Woche dann also noch einmal eine nette Belehrung abgeholt, einen Hausarzt zugewiesen bekommen und die Karte. Uff. Das war geschafft. Die Dame erklärte uns, dass wir nun online oder am Telefon einen Termin machen könnten. Versuchten wir auch sofort, als wir zuhause waren. Telefon war unmöglich, man kam nicht durch. Online ging es auch nicht. Selbst am dritten Tag unserer Versuche, kam immer noch der freundliche Hinweis, dass wir nicht im System wären.
Am vierten Tag gingen wir dann in die Apotheke unseres Vertrauens. Man kann nämlich in jeder Apotheke Hilfe und Unterstützung bei den Terminen bekommen. Allerdings sagte auch der freundliche Apothekencomputer, dass wir nicht im System wären.

Erklärungsversuche… es sind einfach zu viele Menschen nicht im System, weil zu viele die gesetzliche Krankenversicherung nicht in Anspruch nehmen. Man kann sie alle nicht so schnell nachtragen, wie sie die Karten beantragen. Also blieb der Weg übers Telefon. Nach Stunden durchgekommen und einen zeitnahen Impftermin erhalten.
Beim impfen selbst war alles hochprofessionell organisiert. Karte zeigen, wofür hat man sie schließlich… Piek bekommen, derweil druckte eine weitere Helferin die Impfbescheinigung. Dann Wartezeit absitzen, kurz anstehen, nächsten Termin bekommen.

Es ist also in Spanien wie in Deutschland. Ohne Bürokratie geht es auch unter Palmen nicht.