Nadine und Daniel sorgten mit ihrer Teilnahme bei der Sendung „Pleite unter Palmen“ für einen Shitstorm. Wir fragten sie, wie es ihnen jetzt geht.
Die Sozialreportage „Pleite unter Palmen“ auf RTL 2 löste einen kleinen Shitstorm aus. Der Grund dafür: Nadine und Daniel. Nachdem die beiden ihre Wohnung verloren hatten, zogen sie mit ihrem kleinen Sohn Damien zu Mallorcas wohl berühmtesten Hausbesetzer, Jesusbruder Bauchi. Der ging gerade durch die Schlagzeilen, weil er es sich in der ehemaligen Finca Boris Beckers gemütlich gemacht hatte. Spannenderweise wurde Boris Becker in England vom Gericht für Insolvent erklärt. So konnten Bauchi und seine Mitbewohner dort eine ganze Zeit lang ungestört leben, bevor irgendjemand mal die Polizei einschaltete.
Nadine und Daniel waren somit also beim Publikum unten durch. „Hausbesetzer! Was soll man da noch groß zu sagen?“ Thema erledigt…
Doch wie sehen die beiden das alles? Wurden die Dinge in der Sendung richtig dargestellt? Lief das wirklich so ab, oder war das zusammengeschnitten? Wie geht es ihnen heute, über ein Jahr nach den Ereignissen, die bei „Pleite unter Palmen“ zu sehen waren?
Als erstes hat uns natürlich interessiert, ob Daniel und Nadine sich die Sendung überhaupt selbst angeschaut haben. „Ja, haben wir“, sagt Daniel. Da drängt sich natürlich gleich die nächste Frage auf: Sind sie selbst damit zufrieden, wie die Sendung rüberkommt? Nadine hat eine überraschende Antwort auf diese Frage: „Ich bin sehr zufrieden. Weil ich dadurch tatsächlich herausfinden konnte, welche Leute falsch sind – und welche nicht. Die Leute die mich kennen, wissen ja eigentlich, dass es vielleicht ein bisschen falsch rübergekommen ist, was da gezeigt wurde. Weil viel weggelassen wurde.“
Daniel stimmt Nadine sofort zu. „Da bin ich komplett derselben Meinung. Ich bin also auch durchaus zufrieden.“ Beide zeigen sich sehr enttäuscht darüber, dass Menschen die sie persönlich kennen, aufgrund einer TV-Sendung über sie geurteilt haben.
Für die junge Familie, die inzwischen zu viert ist, ist es nach dem Ende der Dreharbeiten langsam aufwärts gegangen. „Seit Corona ist es besser geworden“, sagt Daniel. „Als es bei manchen schon bergab ging, ging es bei uns langsam ein bisschen bergauf. Wir waren durch die Corona-Pandemie wieder auf der Straße. Da haben wir nochmal zusammen mit einem Kollegen ein Haus besetzt“, berichtet Daniel. Und da wären wir dann wieder beim Aufregerthema „Hausbesetzer“. Aber er schiebt sofort hinterher: „Wir haben selber den Kontakt mit dem Besitzer hergestellt und haben dann auch mit dem einen Deal gehabt. Der wollte eh das Haus abreißen, um es dann neu zu machen. So sind wir dann auf den Zusammenschluss gekommen, dass wir da solange bleiben dürfen, bis die Bauarbeiten anfangen.“
Der Tag des Auszugs kam natürlich auch irgendwann. „Als wir dann rausgehen mussten, hatten wir auch billig eine kleine Butze gefunden. Erstmal so als Übergang, bis wir in der Nähe von Paguera in eine etwas größere Wohnung konnten“, erklärt Daniel. Und am 15. Januar war es dann tatsächlich soweit und sie konnten aus ihrer kleinen „Butze“ in die größere Wohnung umziehen.
Einen „arbeitsscheuen“ Eindruck, wie Nadine und Daniel ihn auf einige Zuschauer in der Sendung gemacht hatten, machten sie nicht auf uns. Im Gegenteil sogar. Wir führten das Interview im Kartoffelhaus in Paguera, welches aktuell als Ausgabestelle einer Hilfsorganisation dient. Die beiden helfen hier mit. Daniel – der nicht etwa „Pleite ausgewandert“ ist, sondern hier geboren wurde – hilft sogar bei Übersetzungen und Behördenschreiben. „Zu faul zum Arbeiten“ schaut anders aus.
Auch das er damals einen Job am Flughafen nicht angenommen hat, hat einen ganz einfachen Grund. „Als die mich angerufen haben zum arbeiten, mussten wir ja schon aus unserer Wohnung raus.“ Daniel und Nadine zogen dann als Hausbesetzer in die Becker-Finca – besser als mit Kind auf der Straße zu sitzen. Bei dem Thema mischt sich dann auch Michael Müller ein. Man merkt, dass ihm die Kommentare zur Sendung in den sozialen Medien nicht passen. Michael nimmt Daniel sofort in Schutz: „Wenn du deine Wohnung verlierst und dann ohne Auto in Artà sitzt, willst du dann jeden Tag zu Fuß zum Flughafen?“
Von Michael Müller, der die Hilfsaktion in Paguera ins Leben gerufen hat, hat Daniel anfangs sehr viel Hilfe bekommen. „Mit Micha haben wir jetzt in einem Jahr mehr geschafft, als in den letzten drei Jahren mit dem Sozialamt“, erzählt Daniel. Nun hilft er selbst dabei, anderen Familien in Not zu helfen.
Ina und Michael – Auswanderer helfen in der Krise
Auch seinen Online-Shop möchte Daniel nun wieder ans Laufen bekommen. Er hat einen kleinen Vertriebshandel für Solarenergie. Auf die Idee mit den Solaranlagen kam er durch die Zeit auf der Becker-Finca. „Durch die Becker-Finca habe ich das halt gelernt, weil wir hatten da ja keinen Strom. Da haben wir dann Solarplatten gekauft und ein paar kleine Batterien.“ Da entstand die Idee, das ganze auch professionell zu machen.
Für die junge Familie geht es also langsam wieder aufwärts.