RTL-Auswanderer Ciccio weiß nicht, ob sein Imbiss +49 2021 öffnen wird

9 Feb, 2021
Ein Artikel von: Kenny Deppe

Vor drei Jahren begleitete RTL die Familie Giarratano bei ihrer Auswanderung. Heute ist ihre Zukunft auf Mallorca ungewiss.

Zur Saison 2018 eröffnete in Paguera der Imbiss +49. RTL begleitete die Familie Giarratano bei ihrer Auswanderung von Hessen nach Mallorca und zeigte, wie ein Italiener frische „Rindsworscht“ auf die Lieblingsinsel der Deutschen brachte. Familienvater Ciccio wollte den Imbiss für seinen Sohn Cristofaro aufbauen, um für ihn einen Start ins Berufsleben zu schaffen. Der Start verlief erfolgreich und das Lokal etablierte sich – trotz der starken Konkurrenz. Aber dann kam die Pandemie.
Was ist aus Familie Giarratano geworden und wie geht es für sie in Paguera weiter? Wir haben nachgefragt.

Ciccio rechnet auch dieses Jahr nicht mit einer spürbaren Besserung. „Ich denke mir, es hat keinen Sinn dieses Jahr aufzumachen, für zwei, drei Monate. Ich denke die meisten Leute werden auch kein Geld mehr haben, sich Urlaub zu leisten“, verrät er uns im Interview. Den Imbiss hält er aber noch, für den Fall das sich die Situation irgendwann doch wieder normalisieren sollte. Dafür nimmt er auch die weiterhin laufenden Kosten in Kauf: „Der Vermieter ist uns nicht entgegengekommen. Nur 10% weniger, also lachhaft. Ich zahle bis heute noch Miete. Das Gute ist, ich habe noch ein paar Mark auf der Seite.“

Mallorca hat er vorerst allerdings verlassen. „Ich bin jetzt nach Italien gegangen. Hier ist der Lebensunterhalt viel weniger und ich habe hier auch Familie und Freunde, wo man sich gegenseitig helfen kann“, erzählt er. Untätig ist er dort aber nicht. „Ich habe genug Zeit gehabt mir was zu überlegen. Ich mache jetzt gerade ein Projekt. Und zwar züchte ich Seeigel. In Sizilien werde ich damit der einzige sein“. Von hessischer Wurst auf Mallorca, zu Seeigeln in Sizilien. Ideen muss man haben!

Seinen Sohn, für den er den Imbiss +49 aufbauen wollte, trifft die Situation ebenfalls hart, wie Ciccio sagt. „Weder kann er im Imbiss arbeiten, noch kann er irgendwo anders eine Arbeit finden. Er hat auch seine Ausbildung verloren, weil die Schule zugemacht hat und er jetzt mit nach Italien gegangen ist.“

Seiner Meinung nach, kommen noch härtere Zeiten auf uns zu. „Ich habe mir jetzt auch ein Bild gemacht, da ich viel reise. Rumänien, Italien, Deutschland, Jugoslawien…“
Ciccios Eindruck ist, dass es mit der Pandemie zu einem großen Neuanfang in der Wirtschaft kommen wird. „Es wird keiner mehr eine Chance haben irgendwas auf Mallorca aufzumachen. Es wird von Null angefangen. Die Millionäre überleben. Die Leute die ein bisschen Geld haben, die gehen auch kaputt. Ich sehe ja was momentan abgeht.“

Für Mallorca scheint sich sein Eindruck zu bestätigen. Die „Zu vermieten“-Schilder werden Woche für Woche mehr und immer mehr Unternehmer machen ihrem Unmut Luft. Restaurant- und Barbetreiber veranstalteten im Januar drei – teils verbotene – Demonstrationen. Ab Freitag starten Mallorcas Hoteliers eine große Protestaktion, um Unterstützung von der Regierung zu erhalten. Ein weiteres Jahr ohne Einnahmen, werden viele von ihnen nicht überstehen. Und auch Ciccio weiß nicht, ob und wann er den Familienbetrieb auf Mallorca wieder öffnen wird.