Immer mehr Menschen geraten in Not. Der Sozialvererein Si Mallorca stellt sich Tag für Tag dem Kampf gegen Hunger und Elend und hilft in Not geratenen Familien.
Die Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus bringen immer mehr Menschen in existenzielle Not. Gerade auf Mallorca, wo die Wirtschaft fast vollständig vom Tourismus abhängig ist, hat der Stillstand dramatische Folgen. Ein Sozialsystem, wie wir es aus Deutschland kennen, gibt es in Spanien nicht. Wenn man was vom Staat bekommt, reicht es nicht einmal für die Miete. Im Notfall ist man hier auf den familiären Zusammenhalt angewiesen. Was aber, wenn die gesamte Familie kaum noch Einkünfte hat? Bei vielen reicht es derzeit nicht einmal mehr für die tägliche Mahlzeit auf dem Tisch. Die Schlangen vor den Essensausgaben werden jede Woche länger.
Da wollten wir von der Mallorca Revue doch einmal wissen, was man tun kann. Dafür haben wir uns mit Anja Dauber in Verbindung gesetzt. Sie hilft bereits seit 10 Jahren Familien, die auf Mallorca in Not geraten sind. 2012 gründete sie den Verein SI-Mallorca und unterstützt Menschen mit den täglichen Dingen des Grundbedarfs. Sie sagt, dass sie immer Unterstützung für die Schwächsten unter uns gebrauchen kann: Babys. Ob Säuglingsnahrung, Obstbrei, Windeln, oder Hygieneartikel. Es mangelt bei vielen Familien an allem.
Also galt für die Mallorca Revue: Ab in den nächsten Supermarkt und einmal die Baby-Abteilung plündern. Ganz ehrlich? Wir waren schon ein wenig schockiert, wie viel so ein Gläschen oder Brei kosten. Als wir Anja unsere kleine Spende überbrachten, bestätigte sie unseren Eindruck: „Für ein Baby kann man im Monat mit 100 bis 150 Euro rechnen. Natürlich versuchen wir auch die Mütter dabei zu unterstützen, kindgerechte Nahrung selber zu kochen und helfen mit Lebensmitteln, aber einige Familien leben ohne Strom und fließend Wasser und haben keine Möglichkeit zu kochen“.
Rechnet man es um, kommt damit nicht mal ein Kind über den Monat. Ohne Unterstützung lässt sich die Hilfe nicht bewältigen.
Anja unterstützt mit ihrem Verein aktuell etwa 300 bedürftige Familien auf der Insel. In den Jahren vor Corona waren es immer um die 30 Familien! Das sie diesen Kraftakt leisten kann, verdankt sie ihren Spendern – und ihrem Mann. Der kümmert sich in der aktuellen Lage nämlich fast alleine um ihren eigentlichen Job. „Viele unterschätzen auch, was das für eine Arbeit ist“, sagt Anja. Neben ihr steht ein großer Stapel Kisten. „Das muss auch alles in den Transporter geladen werden“. Im Normalfall hat Anja fleißige Helfer, aber diese möchte sie nicht der Gefahr einer Ansteckung aussetzen. „Ich kann die nicht in die Familien schicken“, erklärt uns Anja. Sie möchte nicht verantworten, wenn sich dabei jemand das Virus einfängt.
Diese Spenden gehen in den nächsten zwei Tagen raus, dann kommt auch schon Nachschub.
„Es ist ein Segen dass Mitmenschen die Not der Inselbewohner erkannt haben und eine Zunahme der Spendenbereitschaft während der Pandemie zu verzeichnen ist. Bis jetzt hat es, Gott sei Dank, immer funktioniert die Familien mit dem Nötigsten zu versorgen, – aber es wird immer schwieriger.“ Die Spenden gehen aber auch genauso schnell raus, wie sie reinkommen. „Und es geschieht immer öfter, dass wir Hilfesuchende vertrösten müssen“ erzählt Anja uns auf Nachfrage.
SI Mallorca hilft aber nicht nur bei Babynahrung. Droht einer Familie der Rauswurf auf die Straße, weil sie mit der Miete mehrere Monate im Rückstand ist, oder Strom und Wasserrechnungen offen sind, wird auch dort geholfen. „Wir haben jetzt auch zwei Deutschen die Flugtickets zurück nach Deutschland besorgt“, nennt Anja ein weiteres Beispiel ihrer Arbeit. Sie erlebt aber auch schöne Geschichten. So brauchte eine Familie kürzlich einen elektrischen Rollstuhl für ihr Kind, das aus dem Kinderrollstuhl herausgewachsen war. Das benötigte Modell kostete mehrere tausend Euro. Nach einem Spendenaufruf auf der Facebookseite, haben sich schnell Menschen mit Herz zum Spenden gemeldet und der dringend benötigte Rollstuhl wird in den nächsten Tagen übergeben.
Wir müssen alle schauen, wie wir durch diese Krise kommen. Niemand weiß, wann alles vorbei ist und sich die Welt endlich „normal“ weiter dreht. Aber vielleicht gibt es unter unseren Lesern ja auch den ein oder anderen, der sagt: „Eigentlich geht es mir gut. Ich kann einen kleinen Teil dazu beitragen, dass es auch anderen etwas besser geht“. Auf der Facebook-Seite von SI Mallorca und auch auf der Webseite findet ihr viele weitere Informationen über den Verein, wie den Familien geholfen wird und natürlich auch alle Informationen, die ihr für eine Spende braucht.