Horst Blum und die FanCafeTeria – eine Historie des Scheiterns Teil 2

7 Mai, 2022
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Das konzeptionslose Konzept für das Lokal, das immer noch keinen Namen hatte, nahm immer illusorischere Ausmaße an.

Das waren sie also, die beiden Konzepte für den Laden, um dessen Namen ein großes Geheimnis gemacht wurde – über den wir aber zuerst und exklusiv alles brühwarm erfahren sollten. Ach, haha, fast das Wichtigste vergessen, obwohl es allem irgendwie das Krönchen, wenn nicht gar die Krone aufsetzt. Es gab da noch ein Highlight, welches dem Laden den absoluten Durchbruch verschaffen sollte. Aber zuerst mal: Apropos vergessen, den ersten Teil der Historie des Scheiterns gibt es hier noch einmal zum nachlesen.

Auftritte von (bekannten) Künstlern waren im Schlagercafé also nicht geplant, das hatten wir verstanden, auch wenn wir es nicht verstanden haben. Wir trauten uns, die Frage der Fragen zu stellen. Wir fragten, ob zumindest Goodbye Deutschland-Protagonisten hin und wieder eingeladen würden. Für uns war klar, dass die Gäste Selfies mit denen wollen, deren Bilder sie im Lokal sehen konnten. Das gehört einfach dazu, dafür kommt man in so ein Lokal.
Wir hatten das kaum so vor uns hin gefragt, da hieß es auch schon: “anschnallen!”
Hätten wir das nicht getan, wären wir vom Stuhl gefallen. Horst schweifte aus und erklärte uns in blumigen Farben die Vorzüge einer Fotobox. Eine solche solle im Laden zum Einsatz kommen, das wäre in Deutschland der letzte Schrei. Im Gegensatz zu “richtigen Menschen” brächte die nämlich Geld und kostet keins. Aha!

Fotobox also? Gäste rein in die Box, Hintergrundmotiv wählen, Euro in den Schlitz, aufs Piepmätzchen warten, raus aus der Box. Motive wurden aufgezählt. Neben den Protagonisten hatte Horst auch Mallorca und seine Sehenswürdigkeiten im Blick. Wenn man Horst Blum so zuhörte, dann war die Fotobox das, auf was die Mallorca-Welt und speziell Cala Millor gewartet hatte. Wir sahen schon die Schlangen, die sich bilden würden. Horst hatte eine Vision – und was für eine.

Exklusiv – da war es wieder, das Wort, das scheinbar Auslegungssache ist

Der Plan mit der Fotobox schien so genial, da würde die Balearenregierung ihm sicher die Ehrenbürgerschaft verleihen und ihn mit Orden behängen. Nie wieder überfüllte Sehenswürdigkeiten… und, was noch wichtiger schien, nie wieder verstopfte Straßen. Touristen könnten sich zukünftig voll aufs Strandleben konzentrieren. Für nur einen Euro bekamen sie fortan ja Fotos vor der Kathedrale, auf den beliebtesten Märkten – und vielleicht sogar vor den teuersten Restaurants und den SchickiMicki-Hotspots der Insel… Geniale Idee! Am Gartentisch in Cala Millor schien soeben der Luxusurlaub für den kleinen Geldbeutel geboren zu sein. Was würden die Nachbarn zuhause vor Neid erblassen, wenn sie diese Bilder sahen.

Im letzten Absatz konnten wir einfach nicht umhin, Horsts Vision mit unserer Ironie zu paaren. Dort alle möglichen Motive einfließen zu lassen war allerdings tatsächlich der Plan.
Und wir natürlich wieder exklusiv mittendrin im Geschehen. Wenn der Laden mal fertig ist, sollten wir ja alles zuerst zu sehen bekommen und exklusiv berichten dürfen.

Ich liebe Cola Zero und ich hatte gerade Durst, als Visionär Horst die Genialität der Fotobox erklärte. Vermutlich ist es nur diesen beiden Tatsachen geschuldet, dass der Schluck, den ich gerade im Mund hatte, nicht prustenderweise über den Tisch wanderte… ob uns diese Vision je wieder aus dem Kopf gehen würde?

Ein bisschen konkret wurde es dann doch noch an diesem Nachmittag

Arno schwieg, die meiste Zeit zumindest. Wir hatten während des Gesprächs allerdings hin und wieder für den Hauch einer Sekunde den Eindruck, als würde ihm zum ersten Mal dämmern, dass dieses Konzept vielleicht doch keines war.
Später, im Auto, beschlossen wir anhand des Gehörten, dass wir der Zusammenarbeit von Arno und Horst im Höchstfall bis Ende Mai geben würden, dann würde dieses Gespann getrennte Wege gehen.
Egal, im Auto sind wir noch nicht. Noch ist Friede, Freude, Eierkuchen und wir sitzen mit Horst Blum und Arno Paffendorf am Tisch.

Wie das denn genauer sein soll, wenn die Goodbye Deutschland-Protagonisten sich da alle “verewigen” dürfen, wollten wir wissen. So viel Wand hat das Lokal ja dann auch wieder nicht. Horst erzählte von Säulen, 19 an der Zahl. Da würden die Bilder aufgehängt, die sie von den Protagonisten zur Verfügung gestellt bekommen würden.
So viele Säulen.. ob da wohl auch noch Tische und Stühle ins Lokal passen? Ein Film wollte da bei uns nicht losgehen. Muss ja aber auch nicht.
Statt des Films gingen dann wir…

Fortsetzung folgt…