Alle Jahre wieder: Saufurlauber im Visier der Gastronomen

9 Jun, 2023
Ein Artikel von: Kenny Deppe

Archivbild

Benimmregeln, Dresscode, All Inclusive-Alkoholverbot… doch die „Saufurlauber“ kommen weiter. Die Gastronomen der Playa schlagen Alarm.

Mallorca ist ein ziemlich vorhersehbares Fleckchen Erde. Das Wetter ist (eigentlich) schön, am Strand liegt Sand, das Wasser ist nass, die Straßen sind überfüllt und die Balearenregierung möchte die Saufurlauber loswerden. Jahr für Jahr werden am Ballermann irgendwelche Benimmregeln beschlossen, die am Ende doch niemanden interessieren, weil sie eh nicht kontrolliert werden.
Vor ein paar Jahren betrat dann ein neuer Teilnehmer das Spielbrett der Vorhersehbarkeit: Palma Beach – ein Verband aus Gastronomen, die den Partytourismus mit Qualität loswerden wollten. Geändert hat es jedoch nichts.

Dann kam Corona. 2020 ging auf Mallorca nichts und auch die erste Hälfte von 2021 war mehr als kompliziert. Doch zur Hochsaison erholte sich der Tourismus und es war fast alles wieder wie früher. Außer am „Ballermann“. Der Bierkönig lief auf Sparflamme und der Megapark blieb gleich ganz geschlossen. Die Balearenregierung und Palma Beach feierten da bereits das Ende des Sauftourismus. Warum? Keine Ahnung… Eigentlich konnte man sich doch denken, dass alles wieder beim Alten ist, sobald die Party wieder erlaubt ist.

Und so kam es dann auch. Im Juni 2022 traf die Realität insbesondere die Vereinigung Palma Beach mit voller Wucht. Man kapitulierte förmlich und gab bekannt: „Die Situation auf der Straße ist schlimmer als 2017, 2018 und 2019. Wir schreiben die Saison schon ab, was die Eindämmung unzivilisierten Verhaltens angeht.“
Nun haben wir Juni 2023 und… was soll man sagen? Wir haben ein kleines Déjà-vu. Dieses Mal ist es allerdings nicht nur Palma Beach, die nicht mehr weiter wissen. Der Gastronomieverband CAEB, der Nachtclub- und Diskothekenverband ABONE und der Hotelierverband der Playa de Palma prangern diealarmierende Situation des unzivilisierten Verhaltens an der Playa de Palma an.

Wenig überraschend – zumindest für uns – hilft es nichts, dass in All Inclusive-Angeboten nicht mehr unbegrenzt Alkohol enthalten ist. Es hilft auch nichts, dass man in viele Lokale nicht mehr ohne Shirt hineinkommt. Es hilft auch nichts, dass es wieder mal neue Benimmregeln gibt.
Kein „Sauftourist“ besäuft sich gesittet an der Hotelbar. Oben ohne war in den Lokalen ohnehin nur selten jemand anzutreffen. Und welche Benimmregeln nun nicht kontrolliert werden, macht ebenfalls keinen Unterschied. Und genau das ist der springende Punkt! In den Lokalen an der Playa können noch so viele Regeln gelten und auch umgesetzt werden. Sobald man sich auf der öffentlichen Straße befindet, kann man quasi tun und lassen was man möchte. Und genau das tun viele Party-Urlauber leider auch, denn es wird ohnehin nicht kontrolliert.

Genau das kritisieren nun auch die drei Verbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung:
„Die mangelnde Kontrolle des Alkoholkonsums auf öffentlichen Straßen und das Fehlen wirksamer Normativen zur Ahndung des angesprochenen Verhaltens, gefährden sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft dieser wichtigen Urlaubsregion schwer.“
Besonders scharf kritisieren die Verbände, dass auch Nachts nichts gegen die Party auf öffentlichen Straßen unternommen wird. Das Ansehen ihrer Lokale würde durch die Untätigkeit der Behörden beschädigt. Die „Unternehmen leiden unter dem erniedrigenden und unattraktiven Image einer Region, die von einem rücksichtslosen Tourismus überfallen wird“, so der Verband. Auch die Anwohner würden unter dem ständigen Lärm und der Unsicherheit leiden. „Diese Bedingungen verschlechtern ihre Lebensqualität und erzeugen ein Gefühl der Unsicherheit in ihrem eigenen Umfeld, welches inakzeptabel ist.“ Die Verbände fordern, dass endlich „klare Regelungen geschaffen und Sanktionen rigoros umgesetzt werden.“ Dafür bräuchte es ihrer Ansicht nach mehr Polizeipräsenz und angemessene Überwachungsmaßnahmen, um die Einhaltung der Regelungen zu garantieren.

Recht haben sie, die drei Verbände. Wenn man den ungeliebten „Sauftourismus“ abschaffen will, reicht es nicht, wenn man mit dem Finger auf die Party-Tempel am Ballermann zeigt, oder Supermärkten verbietet, nach 22 Uhr Alkohol zu verkaufen. Man muss die Regeln, die im öffentlichen Raum gelten, halt auch durchsetzen. Es interessiert den biertrinkenden Strandmauersitzer nicht, ob die Strafe, die er ohnehin nicht bekommt, nun 500, 1.000 oder eben 3.000 Euro beträgt. 100 Euro Strafe, die auch tatsächlich ausgesprochen werden, wären da deutlich effektiver. Solange das nicht geschieht, wird sich auf der Strandmauer nichts ändern.