98 lange Tage befand sich Spanien wegen des Coronavirus im Alarmzustand. Heute nun, ist dieser beendet. Jetzt beginnt die „neue Normalität“.
Am 14. März trat Ministerpräsident Pedro Sánchez vor die Kameras und rief für ganz Spanien den Alarmzustand aus. Es blieben nur noch wenige Stunden dieses Samstags, bevor mit Anbruch des nächsten Tages eine landesweite, generelle Ausgangssperre begann. Wer nicht in die Apotheke oder in den (nächsten) Supermarkt musste, hatte auf der Straße nichts verloren. Wer konnte, sollte von zuhause aus arbeiten. Viele Teile der Wirtschaft wurden komplett lahmgelegt. „Es wird eine schwere Zeit werden“, sagte Sánchez damals. Er sollte recht behalten. Und sie ist noch nicht überwunden!
Als bekanntgegeben wurde, dass Spanien komplett herunterfährt, hatten die Menschen noch ganz, mh, „niedliche“ Sorgen. Uns erreichte zum Beispiel die Frage, ob denn die Tabakläden noch öffnen dürften, oder ob man sich schnell mit Zigaretten eindecken müsse. Klar, wir sind schnell zum „Tabaco“ um die Ecke gegangen und haben nachgefragt. Könnte ja eine Frage sein, die mehr als bloß einen unserer Leser interessiert. Die Antwort der Verkäuferin auf unsere Frage, ob sie weiterhin geöffnet hätten: „Soweit ich weiß, ja. Kann sich aber jederzeit ändern“. Rückblickend war das auch die Antwort auf ALLE Fragen, die sich während der vergangenen 98 Tage stellten. Denn es änderte sich tatsächlich alles jederzeit. Aber die Tabakläden blieben in der Tat die ganze Zeit geöffnet.
Mit der Zeit wurden die Sorgen etwas ernster. Es dauerte einige Tage, bis man überhaupt realisierte, was gerade passiert. Damit kam auch die Erkenntnis, dass das Jahr eigentlich schon gelaufen war – und das bereits im März! Immer mehr Länder gingen in den Lockdown. Urlaub? Nein, Urlaub war überhaupt kein Thema mehr.
Hatte man Ende 2019 noch die Thomas Cook-Pleite als großes Drama gesehen, stand Mallorca nun vor der Aussicht, eine komplette Saison zu verlieren. Für eine Insel, auf der die eine Hälfte vom Tourismus lebt und die andere Hälfte von denen, die vom Tourismus leben, ist das existenziell. Ohne Tourismus kann man hier auch gleich den Stöpsel ziehen. Wo sollte das alles bloß noch hinführen?
Sánchez sollte recht behalten, der Alarmzustand würde eine ganz harte Zeit werden. Sieben Wochen durften wir nur zum Einkaufen vor die Tür, bevor die ersten Lockerungen kamen. Wobei… „Lockerungen“. Ein mal am Tag durfte man innerhalb eines Kilometers seiner Wohnadresse spazieren gehen. Das hatte was vom erlaubten Gang zum Supermarkt, nur eben ohne Einkaufstasche.
Nun ist der Alarmzustand vorbei und die „neue Normalität“ beginnt. Maskenpflicht, Abstandsregeln und drastische Beschränkungen der Freizeitmöglichkeiten, sind fester Bestandteil dieser überhaupt nicht normalen Normalität. Tourismus ist, entgegen aller Prognosen, nun aber doch wieder möglich.
Ob er Mallorca vorm wirtschaftlichen Totalschaden bewahren kann, wird sich noch zeigen müssen. Der Hotelverband rechnet damit, dass etwa 50% der Hotels im Laufe des Juli öffnen werden. Die Coronaregeln schreiben vor, dass Hotels maximal zu 60% ausgelastet sein dürfen. Macht im „Optimalfall“ also 30% des normalen Tourismus ab Ende Juli. Oh ja, Sánchez hatte wirklich recht… Es wird hart!