Mallorcas Corona-Regeln – Nachdenkliches für zwischendurch

23 Mai, 2021
Ein Artikel von: Kenny Deppe

Viel Unsicherheit herrscht beim “Corona-Regelwerk” – und viele möchten das Thema im Urlaub wohl auch einfach vergessen.

Den Überblick über die aktuellen Corona-Regeln auf Mallorca zu behalten, ist nicht immer ganz einfach. Einige der Regeln, wie zum Beispiel die Maskenpflicht, werden von der spanischen Zentralregierung vorgegeben. Andere Maßnahmen, wie die nächtliche Ausgangssperre, sind von der Balearenregierung beschlossen worden. Funktioniert die Umsetzung der Maßnahmen und bleiben die Corona-Zahlen stabil, werden auf Mallorca und den Nachbarinseln alle zwei Wochen weitere Lockerungen der Restriktionen eingeführt. Es ändert sich also ständig etwas. Nun hat sich, neben unserem mallorquinischen „Regel-Alltag“, allerdings noch etwas verändert: Wir haben erstmals seit letztem August wieder nennenswerten Tourismus.

Mallorca ist eine Insel. Was auf dem Festland passiert, hat hier nicht immer etwas zu bedeuten. Das war schon vor Corona so und gilt in Pandemie-Zeiten umso mehr. Wir hatten unsere letzte Welle im Dezember und gingen kurz vor den Weihnachtsfeiertagen zurück in den harten Lockdown. Am 18. Dezember knackten wir die 200 bei der 7-Tage-Inzidenz. Am 1. Februar lagen wir dann erstmals wieder unter dieser Marke. Das Festland hinkt uns da deutlich hinterher. Unsere Inzidenz liegt aktuell bei 18 Fällen pro 100.000 Einwohnern in einer Woche. Da kommt kaum einer mit.

Trotz dieser extrem positiven Entwicklung, zögert die Balearenregierung sehr, wenn es um Lockerungen bei den Restriktionen geht. Man hat sogar vor Gericht durchgesetzt, die nächtliche Ausgangssperre auch nach dem Ende des Alarmzustands aufrecht zu erhalten. Einen solch starken Eingriff in die Grundrechte der Bürger, hielt ein Großteil der spanischen Juristen nicht für möglich. Der Alarmzustand wurde schließlich genau dazu ausgerufen, um Ausgangssperren verhängen zu können. Warum geht er nun auch ohne Alarmzustand?

Die Balearenregierung fährt also einen sehr harten Kurs. Und man macht dabei nicht mal ein Geheimnis aus dem Grund dieser Strategie: man will den Sommer retten. Ein zweites Jahr ohne Saison kann man sich nicht leisten. Dies wurde mehrfach von Ministerpräsidentin Armengol und Tourismusminister Iago Negueruela offen gesagt.

Es muss 2021 also eine Saison geben und dafür müssen die Zahlen gut sein. Hätte man bereits Anfang März, als die Inzidenz unter 50 fiel, wieder komplett geöffnet, könnten wir heute am Beginn einer neuen Welle stehen. Das wäre das Ende der Saison 2021 gewesen. Um das zu vermeiden, wurden hier also drastische Einschränkungen aufrecht erhalten.
Das Interessante daran: Wir haben gelernt mit diesen Maßnahmen zu leben. Und die aktuelle Situation ist so gut, dass man tatsächlich an eine Saison glauben darf. So viel Hoffnung wie jetzt, gab es zuletzt beim Tourismus-Pilotprojekt im Sommer letzten Jahres, als die ersten Urlauber von etwa 100 Medienvertretern am Flughafen empfangen wurden. Möglich macht diese Euphorie nur unsere sehr gute Inzidenz – die vielleicht durch die Maßnahmen ist wie sie ist. Wird der Sommer gut, werden viele wohl nicht mehr über die harten Restriktionen aus dem Frühjahr reden.

Warum erzählen wir das alles? Zum Einen, weil es etwas ist, das der normale Urlauber so vielleicht überhaupt noch nicht betrachtet hat. Dass Mallorca überhaupt ein Urlaubsziel in diesem Jahr ist, verdanken wir nur der Anstrengung aller auf der Insel lebenden. Zum Anderen erzählen wir es, weil uns vermehrt Bilder zugespielt werden, wie sich einige Urlauber nicht an die Corona-Regeln halten. Übrigens – wie viele jetzt denken – nicht nur vom Ballermann, sondern zum Beispiel auch aus dem beschaulichen Cala Ratjada.
Um die Regeln zu verstehen, ist es vielleicht nicht ganz verkehrt, auch die Situation der Mallorquiner zu verstehen. Hier hat immer noch die Angst, noch einmal für Wochen eingesperrt zu sein, ein ziemlich großes Gewicht. Urlaub heißt eben auch im Frühjahr 2021 noch nicht Freiheit – zumindest nicht so viel Freiheit, wie wir sonst gewohnt sind.