Meinung: Deutschland hat gewählt

27 Sep, 2021
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Was ein Wahlsonntag. Nun steht – zumindest vorläufig – ein Sieger fest, aber wer macht dem Verlierer klar, dass er verloren hat.

Vorweg sei gesagt, ich habe nicht gewählt, weil ich nicht mehr in Deutschland lebe und überzeugt bin, ich habe nicht das Recht, dort Politik mitzubestimmen. Hätte ich gewählt, wäre es wie immer die FDP gewesen. Warum? Weil Deutschland nicht nur aus an Sicherheit denkenden Beamten bestehen kann.
Die konservative Seite in mir ist in diesem Wahlkampf in der Sekunde stumm geworden, als Armin Laschet Kanzlerkandidat wurde. Da hat sich ein NRW-Ministerpräsident benommen, wie ein kleiner Junge, der sein Spielzeug nicht bekommt. Es wurde so lange mit dem Fuß aufgestampft, bis eine wenig überzeugende Minderheit ihn zum Kanzlerkandidaten gekürt hatte. Dabei war nicht erheblich, was er kann, sondern, dass er den Vortritt vor der CSU hat, weil das immer so war.

Gegen viele Stimmen in der Partei und sogar in der Parteibasis – noch schlimmer aber, gegen das Volk, hat sich ein von Anfang an unbeliebter Armin Laschet also gegen Markus Söder durchgesetzt.
Etappensieg, der kleine Junge hatte seinen Lutscher erkämpft und stellte sich grinsend in die Ecke. Geschafft, ich bin wichtig.
Statt dann aber Wahlkampf zu machen, zu erzählen, wofür er steht, stampfte der kleine Junge wieder mit dem Fuß auf, wollte es zunächst sogar ohne die Unterstützung der beliebten Kanzlerin Merkel schaffen. Immerhin war er ja Kanzlerkandidat und damit automatisch wichtig. Wer braucht da schon die Hilfe seiner Vorgängerin, oder gar Wahlinhalte.

Die Umfragewerte gingen in den Keller und plötzlich wurde – zumindest auf dem Papier – der steife Hanseat Scholz als Kanzler gehandelt. Das war dann selbst dem Armin zuviel, er stampfte mit dem Fuß auf und lief an Muttis Rockzipfel. Dort bekam er natürlich auf den letzten Metern seinen Lolli und Muttis Hilfe.
Von Bühne zu Bühne ging es für Armin Laschet und Angela Merkel. Immer wieder musste die Grande Dame der Politik erklären, dass ihr Armin Kanzler werden muss, damit er endlich aufhört, mit dem Fuß aufzustampfen – aus dem Alter sei er ja eigentlich raus.

Auch mit Mutti an der Seite wurde der Armin allerdings nicht wirklich erwachsener, eher bockiger, denn fortan ging es gar nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch darum, wer ihm im Sandkasten die Förmchen stehlen will. Ein Schreckgespenst wurde gezeichnet, immer wieder erzählt, dass nicht nur die Förmchen, sondern gleich der ganze Spielplatz weg sei, wenn Rot mit Rot und Grün eine Mehrheit bekommen würden.
Selbst seine Förmchen mitbringen, Inhalte anbieten – Fehlanzeige!

Am Wahlabend dann die Quittung. Wer allerdings von Armin Laschet erwartet hat, dass er die Wahlklatsche auch als Wahlklatsche akzeptiert, wurde vom kleinen, mit dem Fuß aufstampfenden Jungen wieder einmal enttäuscht. Er möchte Kanzler – und gestern Abend bekam man den Eindruck, er möchte das um jeden Preis.
Allerdings hat man auch den Eindruck, dass sein Verhalten einigen in der Partei langsam peinlich wird. Vielleicht findet er ja in der Oposition dann doch noch einen Sandkastenfreund und der Olaf lässt den Armin dann ab und zu mal im Kanzleramt mit den roten Förmchen spielen.