Nachgefragt: Von wegen Party am Ballermann

27 Mrz, 2021
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Foto: Julian Sommer / privat

Seit ein paar Tagen geistert ein “Partyvideo” durch die Medien. Unter anderem Stern, Spiegel und RND sprechen von “Party am Ballermann”.

Vorweg: Wir sind nur Küchentischjournalisten, haben nie Journalismus studiert und sind auch nicht immer so ganz “textsicher”, was die Rechtschreibung angeht… ABER: wir versuchen jeden unserer Beiträge nach bestem Wissen und Gewissen zu recherchieren.
Wir würden nie auf die Idee kommen, aus einem professionellen Videodreh für ein Musikvideo eine Party zu machen.
Natürlich hätten auch wir gerne so reißerische Überschriften wie der Stern: „Deutsche machen Party auf Mallorca – Einheimische zeigen sich irritiert“ – und sicher bringt es Quote zu behaupten, „Deutsche Touristen waren am Sonntag unterwegs in Partystimmung am Strand von Palma de Mallorca in Spanien“, wie es das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit diesem Video tat. Aber doch bitte nicht, wenn es nicht stimmt!

Aus einem Musikvideodreh eine Party zu machen und die ohnehin fragile Corona-Mallorca-Stimmung noch mehr anzuheizen, sollte nicht die Aufgabe der Presse sein. Wir verstehen, dass es Mist ist, wenn die Insel eigentlich noch im Winterschlaf liegt, man die Spesen in der Krone in Kaffee umsetzt und es nicht wirklich etwas zu berichten gibt. Wir verstehen aber nicht, dass unreflektiert “Käse” geschrieben wird.
Da wir einige der Personen im Video erkannten, haben wir einfach mal nachgefragt, was da wirklich los war. Unfassbar, was dabei herauskam – und mehr noch, mit Journalismus hat das nichts mehr zu tun.

Auch Megapark-Sängerin Isi Glück kritisierte kürzlich die Presse, die mit der Ankunft der ersten Urlauber an der Playa de Palma „nach dem Haar in der Suppe sucht“.

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„Leider wurde in den Medien ein professioneller Videodreh als eine Strandparty dargestellt.
Es handelte sich um einen beruflichen Videodreh, der von Kamerateams aufgenommen wurde und von der Redaktion so bearbeitet und dargestellt wurde, als wäre es eine Party von deutschen Touristen am Strand, um eine Top-Schlagzeile zu landen.
Den Reportern und Kamerateams wurde vor Ort die Aufzeichnung und die Verwendung, der bereits aufgezeichneten Materialien, untersagt. Es wurden Segmente aus meinem neuen bisher unveröffentlichten Mallorca-Hit 2021 gezeigt und in allen Medien verbreitet. Das hat einen enormen Schaden angerichtet.“

…und das teilte uns Oliver deVille von Villa Productions auf Nachfrage mit

„Dieser bisher unveröffentlichte Titel von Julian Sommer wurde ohne meine zwingend erforderliche Zustimmung in diversen Beiträgen und Presseartikeln verwendet. Die Darstellung, es handelt sich um eine Party von Touristen, ist zudem wahrheitswidrig. Teilnehmer des Videodrehs versicherten mir, dass Sie den dafür verantwortlichen Journalisten untersagt haben, das Material aufzunehmen, geschweige denn, dieses auch zu verwenden.“

„Ich werde auch in Hinkunft nicht davor zurückschrecken, zum Schutz meiner Künstler derartige Verstöße anwaltlich abzumahnen und ggf. weitere rechtliche Schritte einzuleiten. Die oftmals wahrheitswidrige Darstellung des “Ballermann” machen derzeit leider keinen anderen Umgang mit den Medien möglich. Da auch in nächster Zeit diverse Videos mit unveröffentlichtem Material gedreht werden, kann ich den Journalisten nur dringend anempfehlen, derartige Drehs zu unterlassen oder zumindest die nötigen Rechte in gebotener Manier einzuholen.“

„Die Corona-Krise hat leider in vielen Menschen den Drang zum “Blockwart” aufkeimen lassen. Ich hoffe jedoch, dass sich dieser Trend auch wieder verflüchtigt, sobald der Impfstoff eine Rückkehr zur Normalität ermöglicht.“

Wir bitten euch – reißt euch zusammen

Also bitte, liebe gelernte Kollegen von der “richtigen” Presse: Wiederholt nicht den Fehler vom letzten Jahr, als manch ein Kamerateam sogar dabei ertappt wurde, wie es Urlauber zum Feiern und Mitgröhlen anstiftete. Denn ihr spielt hier auch mit der Existenz der Mallorquiner! Eine zweite Saison ohne Tourismus, können sich die Balearen nicht leisten. Das ist übrigens nicht unsere Meinung, sondern die Aussage der Balearenregierung! Die ohnehin schon äußerst fragwürdige Stimmung gegen Mallorca noch mit an den Haaren herbeigezogenen Party-Storys anzuheizen, kann der Insel das Genick brechen.