Foto: Ayuntamiento Palma
Neue Regierung, “neues” Konzept. Das Rathaus von Palma will nun mit Plakaten den nächtlichen Lärm der Feiernden in den Griff bekommen.
Bei den Wahlen Ende Mai gab es im Rathaus von Palma einen Machtwechsel. Der linke Bürgermeister José Hila wurde abgewählt, der konservative Jaime Martínez Llabrés gewann die Wahl. Um sich zum Bürgermeister wählen zu lassen, brauchte er jedoch die Stimmen der rechtskonservativen Partei VOX – und die ließ sich für ihre Unterstützung so einige Punkte ins Regierungsprogramm schreiben. Viele der Punkte lassen sich ganz einfach zusammenfassen: Es soll wieder mehr Recht und Ordnung in der Gemeinde herrschen.
Dieses Vorhaben ist, gerade auch in Bezug auf die Playa de Palma, nichts Neues. Es ist beinahe schon eine gute Tradition, dass Jahr für Jahr neue Benimmregeln, Verbotsschilder und Strafenkataloge aufgestellt werden und das Ende des Sauftourismus angekündigt wird. Umgesetzt wird davon wenig. Gebracht hat es bisher also nichts.
Auch der neue Bürgermeister reiht sich nun in diese gute Tradition ein. Jedoch nicht mit neuen Regeln, sondern mit einem neuen Plakat. Dieses bittet die Feiernden nun, doch bitte Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen und etwas leiser zu sein. Auf dem Plakat zu sehen: Eine schwarze Silhouette, die den Zeigefinger an die Lippen hebt. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man es glatt für eine Werbekampagne für Alex Engels Song “Psst! Wir müssen heute leise sein” halten, den er vor zwei Monaten neu aufgenommen hat.
Eine Beruhigungspille ohne Wirkstoff
Wie gut solche Plakate und Kampagnen funktionieren, konnte man in den letzten Jahren schon mehrfach beobachten. Unvergessen ist die Kampagne mit Peter Wackel, der 2019 in zahllosen Videos ein „Feiern mit Stil“ forderte. Da „Stil“ bei seinem Dialekt eher wie „Stihl“ klang, ließen die Witze über Partys mit Gartengeräten nicht lange auf sich warten. Tragisch wirkten dagegen die Plakate mit dem Spruch „So… nimmt das kein gutes Ende“, die 2020 nach dem Ausbruch der Pandemie die menschenleere Playa zierten.
Auch in den Ausgehvierteln im Stadtgebiet von Palma, wo die neuen Plakate ebenfalls aufgehängt werden sollen, kennt man ähnliche Versuche bereits. Da die Anwohner in Santa Catalina und Es Jonquet sich vom Rathaus im Stich gelassen fühlten, hingen sie kurzerhand selbst gedruckte Banner an ihren Fenstern und Balkonen auf. Die Bitte um Rücksichtnahme verpuffte, es wurde weiterhin lautstark gefeiert.
Dass diese erneute “Zettelkampagne” also irgendetwas bewirkt, darf man durchaus anzweifeln. Trotzdem werden sie künftig nicht nur an der Playa de Palma und in Palmas Partyviertel Santa Catalina hängen, sondern auch in der Fußgängerzone Blanquerna, dem Paseo Marítimo, dem Hafenviertel La Lonja, dem Paseo Mallorca, in Portixol, auf der Plaza Raimundo Clar und Atarazanas (womit vermutlich die Plaza de la Drassana gemeint ist).
Außerdem sollen die kleinen Plakate auch in Bars aufgehängt und sogar als Aufkleber auf den Tischen angebracht werden!
Wenn die neue Regierung im Rathaus von Palma tatsächlich etwas gegen die nächtliche Lautstärke durch feiernde Menschen unternehmen möchte, wird sie mehr tun müssen, als den Drucker anzuwerfen und ein paar Zettel zu verteilen.