Promiboxen: Steff vs. Marcellino – ein Kampf mit zwei Verlierern

19 Sep, 2020
Ein Artikel von: Kenny Deppe

Das große SAT.1 Promiboxen hatte seine unterhaltsamen Momente. Der Kampf zwischen Steff Jerkel und Marcellino Kremers hatte jedoch etwas Verstörendes.

Wow! Was war denn das? Das es beim Promiboxen nicht darum geht, dass sich zwei mehr oder minder bekannte TV-Gesichter gegenseitig Komplimente machen, logisch. Das beim Boxen die Fäuste fliegen könnten, auch klar. Aber trotz all der „Streitigkeiten“ (oder sollte man sagen: Nichtigkeiten?), wegen denen die Promipärchen sich gegenseitig vermöbeln wollen, sollte man doch nicht vergessen, dass es sich hier um eine Unterhaltungsshow zur besten Sendezeit handelt. Einem der Teilnehmer ist dies gestern offenbar nicht wirklich gelungen: Marcellino Kremers.

Galt in der Geschichte des Promiboxens bisher Thorsten Legat als der Teilnehmer, der vor lauter Adrenalin die Kontrolle über seinen Körper verlor, löste Marcellino ihn gestern eindeutig ab.

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Thorsten „Kasalla“ Legat schaffte es, sich wenigstens im Ring unter Kontrolle zu haben. Marcellino gelang das genaue Gegenteil. Als er in den Ring kletterte, war er völlig verschwunden. Zurück blieb ein wild um sich prügelndes Adrenalinbündel.

Die Kommentatoren drückten es direkt vor Kampfbeginn so aus: „Marcellino ist auf jeden Fall so ein bisschen wie ein Rennpferd. Der ist völlig aufgeregt und wartet darauf, dass jetzt einer mal die Tür aufstößt“. Und tatsächlich: Marcellino kannte kein Halten und nach acht Sekunden ging Steff das erste Mal zu Boden. Für das „Rennpferd“ allerdings kein Grund von seinem Gegner abzulassen. Er beugte sich über seinen am Boden liegenden Kontrahenten und schlug noch einmal nach. Als er vom Ringrichter weggerissen und in die Ecke geschickt wurde, riss er die Faust in die Luft und schrie.

Nachdem der Ringrichter sich davon überzeugt hatte, dass Steff noch kämpfen konnte, stürmte Marcellino erneut direkt los – noch vor der Freigabe. Daraufhin wurde Marcellino zurück in die neutrale Ecke geschickt. Dort stand er nun, wippte nervös von einem Fuß auf den anderen, den Blick starr auf Steff. Wieder riss er die Faust hoch und gab einen grunzenden Laut von sich.

An diesem Punkt hätte man den Kampf eigentlich schon beenden müssen. Es war offensichtlich, dass Marcellino völlig überdreht und sich nicht mehr im Klaren darüber war, wo er sich befand. Promiboxen ist kein Jean-Claude Van Damme Film der 80er, sondern eine Freitagabend-Unterhaltungsshow! Der Ringrichter musste an der Stelle offenbar auch schon seine ersten Zweifel gehabt haben. Er zog Marcellinos Aufmerksamkeit von Steff ab und sprach ihn ruhig aber bestimmt an: „Hallo? Kommst du bitte runter? Kommst du bitte runter?“ Marcellino schien kurz wieder anwesend zu sein, nickte und antwortete „Ja, schon gut.“

Gut war es allerdings nicht, denn kaum war der Kampf wieder freigegeben, war das „Rennpferd“ wieder da. Deckung gab es nicht, Technik auch nicht, sondern nur wild fliegende Fäuste. Marcellino prügelte wie wild und mit aller Kraft auf Steff ein. Nach 17 Sekunden musste der Ringrichter wieder dazwischen gehen und Marcellino erneut ermahnen.

Steff überstand die erste Runde… irgendwie. In Runde 2. war der Spuk dann (endlich) vorbei. Nach zehn Sekunden ging Steff das erste Mal zu Boden. Als der Kampf wieder freigegeben wurde, dauerte es nur sechs Sekunden, bis er wieder auf den Brettern landete. Für den Ringrichter das klare Zeichen, den Kampf mit einem technischen K.O. zu beenden. Steff war damit zwar nicht ganz einverstanden, aber der Ringrichter ließ nicht mit sich diskutieren. Das war auch besser so.

Steffs Frau Peggy zeigte sich im Interview nach dem Kampf völlig entsetzt: „Ich bin erschrocken, wie der Kampf gekämpft worden ist, mit welcher Aggressivität Marcellino da rangegangen ist.“

Sie drückte es noch freundlich aus. In den sozialen Medien waren die Meinungen etwas direkter. Etliche Zuschauer waren der Meinung, dass Marcellino auf Drogen sein müsse. Für ihn Anlass genug, sich wenige Momente nach dem Kampf auf Instagram zu äußern. „Was sind das denn für blöde Kommentare teilweise?“, fragt er und erklärt: „Ich lese hier sämtlichen blöden Scheiß. Auf Drogen und was weiß ich… Mein Gott, wir haben hart trainiert, ich hatte keine wirkliche Taktik, ich wollte einfach gewinnen, ich wollte meine Freunde nicht enttäuschen und das wars. Ich habe vielleicht den ein oder anderen Moment ein bisschen überreagiert, aber mein ganzes Adrenalin musste einfach raus.“ Mit Steff habe er kein Problem: „Ich habe persönlich meine Sache mit dem Steff geklärt und wir haben danach Shake Hands gemacht. Alles ist gut.“

Die ersten Pressestimmen am heutigen Tag, klingen allerdings ähnlich wie die Kommentare der Zuschauer gestern. So sagt Tag24, Marcellino wirkte „Wie ein Stier auf Ecstasy“ und sogar der Spiegel meint: „Komplett von Sinnen drosch Kremers auf Jerkel ein […] und das einzig annähernd Interessante an diesem Abend wäre tatsächlich das Ergebnis seines Dopingtests gewesen.“

Bei diesem Kampf gab es eindeutig zwei Verlierer. Steff, der ordentlich was einstecken musste und sich diese Woche von Kopfschmerztabletten ernähren wird. Und eben Marcellino, der einige Zuschauer fassungslos vor den Fernsehern zurückließ. Wegen irgendeinem Trash-TV-Fake-Beef derart die Kontrolle zu verlieren, wird ihm sicherlich keine Sympathien gebracht haben.