Promis unter Palmen – Späte Einsicht bei SAT.1

14 Apr, 2021
Ein Artikel von: Kenny Deppe

Nachdem Prinz Marcus von Anhalt bei Promis unter Palmen sein homophobes Gedankengut zum Besten gab, bezieht SAT.1 nun (verspätet) Stellung.

Das „Promis unter Palmen“ kein Streichelzoo wird, konnten wir uns alle denken. Trash-TV ist halt Trash-TV. Wer eine Sendung sucht, bei der sich alle lieb haben, schaut eher bei „The Voice Kids“ rein (was wir übrigens sehr gerne schauen). Dass es aber so heftig zur Sache geht, dass SAT.1 nun die erste Folge von seinem Streamingportal Joyn entfernte… Uff! Aber das kennen wir ja schon von der ersten Staffel, von der auch Folgen wegen Mobbing entfernt wurden.

Das sich die Mehr-oder-weniger-Promis anschreien? Gehört zum Konzept solcher Formate. Das die Hälfte der Kandidaten schon direkt nach dem Einzug besoffen ist? War zu erwarten. Das Calvin Kleinen genug Muckis hat, um selbst im sturzbetrunkenen Zustand noch versehentlich einen Kühlschrank umzuwerfen? Naja… Und das er lieber weggeht, statt die dabei zerbrochenen Flaschen aufzufegen und die Suppe aufzuwischen? Vergessen wir es.

Der Stein des Anstoßes, die erste Folge in den „Giftschrank“ zu verbannen, war aber nicht, dass SAT.1 mit seinen 12 Kandidaten eine Neuinterpretation von „Das dreckige Dutzend“ wagte. Es war ein einziger Promi, der statt „unter Palmen“ alle „auf die Palme“ brachte und die Grenzen guten Trashs nicht verstanden zu haben schien.
Wie aus dem Nichts machte der betrunkene Prinz Marcus von Anhalt in entspannter Runde Drag-Künstlerin Katy Bähm an. Katy sei eine „Schwuchtel“ und es sei „eklig“, wenn Männer sich küssten. Schwul zu sein, finde er „nicht normal“. „Wenn ich sage, schwul sein ist scheiße, dann ist das so für mich.“

Nach einigen Sekunden gemeinschaftlicher Schockstarre war es dann Willi Herren, der als erster realisierte, was da gerade vor sich ging. Sichtlich betroffen stürmte er vor: „Das ist ein No-Go! Das sagst du nicht!“ Und während selbst Katy noch immer keine Reaktion auf die krassen Worte des Adoptiv-Prinzen fand, riss Willi seine Mitbewohner aus ihrer Sprachlosigkeit: „Leute, so etwas darf man nicht totschweigen!“

Am nächsten Tag versuchte Marcus von Anhalt es mit einer Entschuldigung, die er sich so auch hätte sparen können. Zwar rang er sich ein „Sorry für mein Verhalten gestern“ ab, schob aber gleich nochmal hinterher, was er von sich küssenden Männern hält: „Ich finde das eklig. Ich lasse mir keine Meinung eintrichtern, die ich nicht teile.“ Die Alkohol-Ausrede zog zu diesem Zeitpunkt nicht mehr… Mit dieser „Entschuldigung“ räumte Prinz Marcus alle Zweifel aus der Welt: Er ist homophob.

Es kam, wie es kommen musste. Der Prinz flog als erster aus der Sendung. Nicht aber etwa, weil SAT.1 die Konsequenzen zog, sondern weil die anderen Promis ihn aus dem Haus wählten. Und auch dann kam es wie es kommen musste: Über SAT.1 brach ein Shitstorm herein. In den sozialen Medien fragten sich die Zuschauer, warum man so einem Menschen überhaupt eine Bühne geboten und seine intoleranten Ansichten ausgestrahlt hat. Was folgte, war eine halbgare Erklärung aus der PR-Abteilung: „Wir möchten klarstellen, dass wir die homophoben Aussagen von Prinz Marcus von Anhalt nicht teilen. Für uns gilt: Alle Menschen sind gleich.“
Als der Shitstorm nicht abebbte, schob SAT.1 nach. Man hätte lange lange darüber diskutiert und sei zu dem Entschluss gekommen, dass das „ein wichtiges Thema“ sei, „das nicht verschwiegen werden darf.“

Als auch diese Erklärung die Zuschauer nicht beschwichtigte, schien man bei SAT.1 verstanden zu haben. Die Folge wurde vom Streamingportal JOYN entfernt und der Sender gab bekannt: „Prinz Marcus von Anhalt wird in Zukunft in keiner Show von SAT.1 mehr stattfinden.“

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Richtig erkannt hat man auch, dass die Einordnung der Aussagen von Prinz Marcus, im Anschluss der Sendung, „nicht ausreichend“ war. Bei „Promis unter Palmen – Die Late Night Show“ gaben sich Jochen Bendel und Melissa Khalaj zwar alle Mühe, kein gutes Haar am rausgeflogenen zu lassen, gaben dabei aber selbst ein etwas fragwürdiges Bild ab. In einer Live-Schalte wollten sie Prinz Marcus die Gelegenheit geben, sich nochmals zu seinem Verhalten zu äußern. Das Gespräch begannen sie mit „Hast du getrunken?“ als Marcus bejahte, unterbrachen sie die Live-Schaltung jedoch sofort. So hätte das alles ja keinen Sinn. Anschließend servierte Jochen Bendel seinen Studiogästen Melanie Müller und Désirée Nick eine Runde Dosencocktails des Sponsors.

Nein, die Einordnung war tatsächlich „nicht ausreichend“. Auch der anschließende „akte.“-Beitrag, über Prinz Marcus Millionen-Gewinne beim Handel mit Kryptowährungen, trug wenig zur Einordnung bei. Es blieb also wenig anderes übrig, als dem Prinzen die „Wendler-Behandlung“ zu gönnen und die Erinnerung an seine Teilnahme beim Format konsequent zu entfernen. Wenn auch spät, war dies der richtige Schritt.