Wenn die Amerikaner Mallorca erobern – Teil 1

17 Mai, 2022
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Noch sind es ja nur Randnotizen, die kaum Beachtung finden. Aber sie kommen, die Nordamerikaner – und sie erobern Mallorca.

In wenigen Wochen gibt es wöchentlich drei Nonstop-Flugverbindungen zwischen Palma de Mallorca und New York. Vor wenigen Wochen durften sich die Reisebüros der USA auf der Insel umsehen. Nach diesem Besuch erklärte die Stadt Palma, dass man 20 Millionen Euro in die Playa de Palma investieren wolle, um sie für den Nordamerikanischen Markt attraktiv zu machen. Auch Palmas Stadtwerke wollen einen zweistelligen Millionenbetrag in die Erneuerung der Infrastruktur investieren.
Elena Navarro, die für den Tourismus zuständige Stadträtin, sagt, dass die Strategie sei, den Qualitätstourismus voranzubringen. Sie sagt auch, dass der Fokus auf dem nordamerikanischen Markt liegen werde.

Was kommt da auf uns zu?

Der Direktflug vom Newark Liberty International Airport nach Palma dauert um die 8,5 Stunden. Klingt lang? Jain. Wer zum Beispiel von New York nach Kalifornien fliegen möchte, um einen Urlaub am Long Beach zu machen, ist auch schon 5,5 Stunden im Flieger. Ein Flug von New York nach Puerto Rico – dem „Mallorca der Amerikaner“ – dauert 4 Stunden. „Kurz“ ist das also auch nicht gerade. Da könnte man sich den Trip nach Europa schonmal durch den Kopf gehen lassen.

Auch preislich ist Mallorca nicht ganz unattraktiv – verglichen mit den Preisen in den USA. Von New York aus, werden vier Nächte im Doppelzimmer im Hipotels Playa de Palma Palace, inklusive Flug und Frühstück, Ende Juni, für 1.959 Dollar pro Person auf expedia.com angeboten – von München aus wären es im gleichen Hotel und gleichen Zeitraum übrigens 642 Euro pro Person, gefunden auf expedia.de.
Im gleichen Zeitraum kosten, ebenfalls von New York aus, vier Nächte im Hyatt Regency Long Beach 1.411 Dollar pro Person – hierbei allerdings ohne Frühstück!

Mallorca wäre also nicht einmal 500 Dollar teurer. Und die kann man schnell beim Essen gehen sparen. Ein kurzer Blick durch die Speisekarten dreier zufällig auf Google Maps angeklickter Restaurants, nicht in erster Meereslinie (!), zeigt das Preisniveau in Long Beach. So fanden wir zum Frühstück beispielsweise „CHICK’N & FRENCH TOAST“ für 16 Dollar. Wer zum Abendessen eine Pizza Margherita – also quasi „ohne alles“ – möchte, bekommt die für 18 Dollar. Billiger gehts beim Chinesen um die Ecke in der hintersten Seitenstraße. Hier gibts Wonton-Suppe für 9, oder Chop Suey für 14,75 Dollar.
Wer sich ins Steakhouse mit schöner Aussicht am Hafen setzt, zahlt fürs 170 Gramm Filet Mignon 27 Dollar ohne Beilage – Kartoffeln kosten fünf Dollar extra. Aber wer will im Hafen ins Steakhouse gehen? Da kann es gerne auch mal etwas mit Fisch sein! Wie zum Beispiel ein Schwertfisch-Sandwich im Nachbarlokal für 27 Dollar.
Und nein, wir haben nicht die teuersten Speisen herausgepickt. Es gäbe auch noch Prime New York Steak für 49 Dollar, oder Surf and Turf für 66 Dollar.

Insgesamt kommt der Trip über ein verlängertes Wochenende nach Mallorca also gar nicht mal so teuer. In den Seitenstraßen kann man durchaus noch ein Gericht für um die 10 Euro finden, welches den Magen etwas besser füllt, als eine Wonton-Suppe. Und selbst in der ersten Meereslinie sollte sich ein Steak (natürlich mit Beilage) oder Sandwich für deutlich unter 26 Euro (27 Dollar) finden lassen. Am Ende des Tages dürfte ein Kurzurlaub auf Mallorca in etwa das gleiche kosten, wie ein Kurztrip nach Long Beach.