Foto: RTL / Robert Grischek
Die erste Folge von “Die Verräter – Vertraue Niemandem!” hat uns positiv überrascht. RTL zeigte ein niveauvolles Reality-Format mit echten Promis.
Die meisten unserer Leser werden es wohl bereits mitbekommen haben: Wir sind bekennende Fans diverser Reality-Formate. Das Sommerhaus der Stars, Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!, Promi Big Brother… Für uns eine meist gelungene Abendunterhaltung, bei der man einfach mal abschalten kann.
Am Mittwoch schauten wir uns dementsprechend auch RTLs neuestes Format – “Die Verräter – Vertraue Niemandem!” – an. Dass es dort so richtig trashig wird, haben wir nicht erwartet, denn es fehlten die üblichen “Promis”, die man im besten Fall aus der Vorschau eines der diversen Dating-Formate kennt. Stattdessen finden sich auf der Kandidatenliste zahlreiche “echte” Promis aus der Sport-, TV- und Musik-Szene. Und zwar nicht irgendwelche Leute, deren letzte öffentliche Auftritte zehn oder mehr Jahre zurückliegen.
Da wären zum Beispiel Anna-Carina Woitschack, die gefühlt in jeder zweiten Schlager-Sendung auftritt. Oder ChrisTine Urspruch, die seit 20 Jahren im Tatort aus Münster zu sehen ist. Oder Claude-Oliver Rudolph, der einer der bekanntesten TV-Bösewichte des deutschen Fernsehens ist und sogar schon in einem James Bond-Film mitspielte. Oder Ulrike von der Groeben, die quasi DAS Gesicht des Sport-Blocks der RTL-Nachrichten ist. Alles keine Namen, die man für künstlich aufgeblähte Streitereien über irgendwelche Social-Media-Postings kennt.
Und nicht nur die Liste der Kandidaten deutet an, dass “Die Verräter” etwas anders ablaufen wird. Statt auf einer Isomatte im australischen Dschungel, oder einem quietschenden Bett in einem alten Bauernhaus in Bocholt, spielt dieses Format auf einem Schloss. Man fühlt sich fast schon an einen alten Edgar Wallace-Streifen erinnert – nur eben in Farbe in Frankreich, statt in Schwarz-Weiß in England.
Was “Die Verräter” weiterhin von den anderen Formaten unterscheidet: Der Inhalt der Show ist es nicht, einer Gruppe von Leuten dabei zuzusehen, wie sie die Zeit zwischen irgendwelchen Spielen totschlagen. Die 16 Kandidaten sind nämlich in zwei Gruppen aufgeteilt. 13 “Loyale” und drei “Verräter”. Die Verräter kennen sich untereinander, aber von den Loyalen weiß niemand, wer die Verräter sind. Die Aufgabe der Loyalen ist es, die Verräter zu enttarnen und aus dem Spiel zu werfen. Die Aufgabe der Verräter ist es dementsprechend, nicht enttarnt zu werden.
Um es noch interessanter zu machen, treffen die Verräter sich Nacht für Nacht, um zu entscheiden, welchen Kandidaten sie “ermorden” – also aus dem Spiel kicken – wollen. Natürlich können auch die Loyalen einen Spieler rauswerfen. Ihnen bleibt dabei allerdings nur die Hoffnung, mit ihrem Votum einen Verräter zu erwischen. Und natürlich sitzen die Verräter dabei mit am Tisch, versuchen von sich abzulenken und den Verdacht auf andere Kandidaten zu lenken.
Die Unterschiede zu anderen Formaten sind damit relativ klar. Statt auf Zankereien bei zu viel Alkohol (wie im Sommerhaus) oder Streit bei Zigaretten- und Nahrungsentzug (wie bei Big Brother oder im Dschungel) zu setzen, haben die Kandidaten bei “Die Verräter” ein Thema, welches die Unterhaltungen bestimmt und den Verstand und die Menschenkenntnis jedes einzelnen Teilnehmers fordert. Die Verräter müssen lügen und manipulieren, ohne dabei zu offensichtlich vorzugehen. Die Loyalen dagegen können sich nie sicher sein, wem sie vertrauen können. Natürlich tauscht man sich aus, fragt „Was glaubst du? Wer sind die Verräter?“. Aber man weiß eben nie, mit wem man sich da gerade unterhält. Am Ende steht jeder Loyale also alleine da.
Dieses neue Format liegt also tatsächlich näher an den alten Edgar Wallace-Streifen, als an den heutigen Reality-Formaten. Nur eben mit ein paar Reality-Zutaten, wie der öffentlichen Nominierung und gemeinsamen Spielen. Der Zuschauer bekommt hier quasi die nächste Generation des Reality-TV zu sehen. Mit Niveau und mit echten Prominenten. Die erste Folge hat definitiv Lust auf mehr gemacht!