Krümel erhebt schwere Vorwürfe gegen Ingo Lenßen und SAT.1

7 Jul, 2023
Ein Artikel von: Kenny Deppe

Screenshot: Marion Pfaff / YouTube

Alles für die Quote! Was man eigentlich gerne Marion “Krümel” Pfaff vorwirft, wirft ausgerechnet die nun SAT.1 vor.

Die gestrige Folge vom SAT.1 SPEZIAL Urlaubscheck schlägt große Wellen. In Krümels Stadl in Paguera wurden in den Waschräumen der Gäste-Toiletten versteckte Kameras entdeckt. Das Netz tobt vor wütenden Kommentaren, auf Google häufen sich die negativen Bewertungen für Krümels Stadl und auch Stadl-Chefin und Goodbye Deutschland-Auswanderin Marion Pfaff kocht vor Wut. Sie hat eine klare Meinung zur Sendung: Dem Sender sei es lediglich um Quote gegangen. Um eine seriöse, journalistische Aufarbeitung, sei es niemandem gegangen.

Nun veröffentlichte Krümel ein 20-minütiges Video, in dem sie einiges zur Entstehung des Beitrags und den Versäumnissen der Produktionsfirma aufklären möchte.
Zuerst stellt die Mallorca-Auswanderin einiges zur Entstehung des im „SAT.1 SPEZIAL. Der Urlaubscheck: Ingo Lenßen – Die Strandkanzlei“ Bildmaterials klar: „Die Aufnahmen […] sind mittels einer strafbaren Täuschungshandlung durch den SAT.1-Redakteur entstanden.“ Sie zeigt einen Vertrag vor, in dem es lediglich um ein „Urlaubsspezial Mallorca“ ging.
Krümel erklärt weiterhin, dass SAT.1 sich, trotz rechtlicher Bemühungen alles richtigzustellen, dazu entschieden habe, eine eigene Version der Geschehnisse zu senden, „ohne unsere zu hören“.

Krümel fühlt sich dementsprechend hintergangen. Sie und ihr Mann haben direkt nach den Dreharbeiten also Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen der Produktion, den Redakteur, Ingo Lenßen und den Inhaber der Produktionsfirma gestellt.

Nachdem sie dies klargestellt hat, kommt sie zu den Vorwürfen, mit der sie und ihr Mann Daniel konfrontiert wurden. Der Vorwurf, wir hätten diesen [Anm.: den ehemaligen Mitarbeiter Sami] und andere Mitarbeiter mittels Kameras überwacht, ist unwahr. Die Kameras in der Mietwohnung sind vor langer Zeit von der Eigentümerin installiert und schon vor Jahren abgeschaltet worden.“

In diesem Punkt kann man tatsächlich darüber streiten, wie die Situation bei SAT.1 dargestellt wurde. Einerseits sagte Ingo Lenßen in dem Beitrag selbst, dass man nicht nachweisen könne, ob die Kameras Bildmaterial aufgezeichnet hätten, oder aktiv waren. Andererseits wurde wiederholt betont, dass eine Videoüberwachung im Privatraum nicht geduldet werden muss.
Im Netz finden sich nun jedenfalls unzählige Kommentare, dass eine Überwachung in der Wohnung ein Unding sei. Welchen Eindruck der Zuschauer also bekommen hat, ist klar.

Am Ende stellt sich zu den Kameras in der Wohnung jedoch eine einfache Frage. Warum wurden die, laut Krümel seit Jahren abgeschalteten Kameras, nicht einfach abmontiert? Zumindest Daniel Pfaff hatte Kenntnis von den Kameras, wie in der Sendung zu hören war. Vor der Saison wurde die Mitarbeiterwohnung renoviert, da hätte man das erledigen können und hätte sich zumindest fragende Blicke der Mitarbeiter erspart – und vermutlich auch den gesamten SAT.1-Beitrag.
Krümel jedenfalls zeigt einen ausgedruckten Screenshot eines WhatsApp-Chats mit der Eigentümerin der Wohnung. Dort bestätigt diese (auf Englisch): „Das war der Vertrag den ich mit Securitas hatte. Aber den habe ich gekündigt als ihr eingezogen seid. Ihr könnt sie abmontieren, es wird nichts gefilmt.“
Davon hätte auch die Produktionsfirma Kenntnis gehabt.

Zu den Kameras in den Waschräumen der Gäste-WCs im Krümels Stadl erklärt Krümel: „Der Vorwurf die Anbringung von Kameras in unseren […] Waschräumen sei rechtswidrig, ist unwahr.“ Krümel erklärt, dass die Kameras von einer zertifizierten Sicherheitsfirma und von der Polizei autorisiert worden wären. Angebracht sind die Kameras, weil es wiederholt zu Vandalismus kam.
Das Team von SAT.1 SPEZIAL hätte das Stadl vor dem Eintreffen des Polizeichefs verlassen. „Sie haben lediglich von einer Aushilfspolizistin ein Statement eingeholt, sie überrumpelt und zu einer voreiligen Einschätzung zu den Kameras gebracht. Der eingeholte O-Ton der Polizistin war nachweislich falsch. Der später hinzugekommene Polizeichef hat uns schriftlich versichert, dass die Anbringung der Kameras erlaubt ist und hat die Aussagen der Kollegin ausdrücklich revidiert und korrigiert.“
Krümel geht davon aus, dass die Produktion hatte was sie wollte. Sie hätten anschließend nicht mehr auf ihre Kontaktversuche reagiert. Ingo Lenßen sei zwar kurz alleine noch einmal ins Stadl gekommen, weil er sein Handy vergessen hatte. Doch statt auf die Richtigstellung eingehen zu wollen, habe er das Stadl „fluchtartig verlassen“.

Die Kameras in den Waschräumen der Gäste-WCs muss man nun von zwei Perspektiven aus betrachten: der rechtlichen und der moralischen.

Die rechtliche Perspektive ist offenbar nicht ganz so eindeutig zu beurteilen, wie es im SAT.1 SPEZIAL dargestellt wurde. Hieß es dort noch, die Kameras seien in keinem Fall erlaubt und stellten sogar einen Straftatbestand dar, veröffentlichte die Mallorca Zeitung heute einen Artikel, in dem eine Anwältin für Datenschutz zu dem Thema befragt wurde. Dort heißt es: „Eine Kamera in einem Vorraum der Toilette, wo sich nur ein Waschbecken und ein Spiegel befindet – wie in dem Fall Krümels Stadl -, wäre sogar zulässig.“ Bei versteckten Kameras sieht die Anwältin den Fall jedoch anders. Diese dürften höchstens bei einem begründeten Tatverdacht „für einen kurzen Zeitraum“ eingesetzt werden.
Ob die Kameras im Waschraum nun rechtlich in Ordnung waren, müsste wohl tatsächlich ein Gericht klären, damit man eindeutige Gewissheit bekommt.

Aus der moralischen Perspektive allerdings… ob sie es in Ordnung finden, mit versteckten Kameras im Waschraum der Gästetoiletten gefilmt zu werden, müssen am Ende des Tages die Gäste des Krümels Stadl selbst beurteilen. Mit Sicherheit wäre es jedoch klüger gewesen, einen einfachen Hinweis wie „Aufgrund von Vandalismus wird der Vorraum zu den Toiletten Videoüberwacht“ anzubringen. Man hätte damit einigen Problemen vorgebeugt, die man nun hat. Und vermutlich sogar besser weiterem Vandalismus vorgebeugt, als mit den versteckten Kameras selbst.