Tilly hat einen neuen Job

25 Feb, 2023
Ein Artikel von: Mallorca Waldi

Tilly hat ihren ersten Arbeitstag und ich überlege, was mit Werbung zu machen. Habe ich doch gerade das Casa di Mutti erfunden.​

Ich gebe mich geschlagen und fahre widerwillig mit Tilly nach Paguera. Ach ja, du kennst mich ja noch gar nicht. Da will ich mich mal vorstellen. Ich bin der Mallorca Waldi und habe bis vor kurzem in einem Callcenter hier auf der Insel gearbeitet. Leider bin ich da rausgeflogen, weil ich einer Kundin nach Feierabend einen Telefonstreich gespielt habe. Blöderweise hat dabei einer meiner Chefs hinter der leicht geöffneten Tür gelauscht. Bis zu dem Moment, an dem er sich zu erkennen gab, war es aber ganz lustig. Das ganze Büro musste sich den Bauch vor Lachen halten – nur mein Chef nicht, naja.
Den Telefonstreich gibt es im Detail erst in meinem Buch zu lesen – die Geschichte ist nämlich der Einstieg dort. Und ja, du hast richtig gelesen: Ich schreibe gerade ein Buch! Hier auf der Mallorca Revue bekommst du immer mal einen Vorgeschmack auf das, was du im Buch dann ausführlich nachlesen kannst.

Ich bin nun jedenfalls raus aus dem Callcenter und habe da nicht nur den Inhalt meines Schreibtisches mitgenommen – nein! Auch meine Frau Tilly musste mit. Das macht man auf Mallorca so, das nennt man hier Loyalität. Wenn sie mich nicht wollen, darf Tilly da auch nicht mehr arbeiten! An dieser Mallorca-Loyalität sind schon oft Freundschaften zerbrochen, aber ich bin sicher, mit unserer Ehe wird das nicht passieren.
Wegen genau dieser Loyalität geht es heute auch für mich mit Tilly nach Paguera, denn da fängt sie einen neuen Job an. Bock hab ich nicht, kommt ja Fußball, aber was soll man machen. Tilly will, dass ich mir Gedanken um meine berufliche Zukunft mache und nicht vor der Glotze abhänge – und wenn sie sich was in den Kopf setzt, habe ich keine Wahl. Die haben wir Männer in solchen Situationen aber nie, daher weiß ich auch, was passiert, wenn ich eine Diskussion anfange.

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Tilly klopft auf ihre Uhr. Ich soll meinen Hintern ins Auto schwingen, schließlich will sie nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen. Ich muss mir eingestehen, sie hat echt schnell eine neue Arbeit gefunden. So kommt auch gleich wieder Geld in die Kasse. Das hat sie mir jetzt aber auch schon jeden Tag mehrmals aufs Brot geschmiert. Nun soll ich mir in der wärmenden Frühlingssonne also endlich auch ein paar Gedanken darüber machen, wie ich mich künftig daran beteiligen möchte, die Haushaltskasse zu füllen.

Angekommen in Paguera, gibt es in der Nähe von diesem Dorfplatz, auf dem das Lokal liegt, natürlich was nicht? Richtig! Einen Parkplatz. Wir parken also am Arsch der Heide und wandern den Hügel rauf in Richtung Lokal. Auf halber Strecke merke ich, dass mir mein Handy im Auto aus der Tasche gefallen sein muss. So ein Mist, hätte ich das nicht unten merken können? So keuche ich den Hügel wieder runter und Tilly geht alleine weiter. Bis ich es dann auch endlich geschafft habe und mich auf dem Hügel wiederfinde, sehe ich Tilly schon nicht mehr. Also setze ich mich auf die Terrasse des bereits geöffneten Lokals, gleich neben dem, wo Tilly heute anfängt. Genüsslich schlürfe ich einen Kaffee und genieße die Sonnenstrahlen.

Mit geschlossenen Augen döse ich wunderbar vor mich hin. Ein Vogel zwitschert im Baum neben mir. So ein Leben müsste man immer haben. Noch bevor ich mich dieser Ruhe so richtig hingegeben habe, ist sie auch schon wieder vorbei.
Klatsch! Etwas dröhnt mir in den Ohren. Klingt fast so wie es klingt, wenn ich bei Tilly mal mit der Faust auf den Tisch hauen muss. Was zur Hölle ist das für ein Geräusch? Was reißt mich da aus meinen Träumen? Ich reibe mir die Augen, aber noch bevor ich die auch nur richtig auf habe, geht es schon weiter. Ein lauter Doppel-Klatsch hallt über den Platz, gefolgt von einer weiblichen Stimme, die nicht gerade freundlich klingt.
„Ich weiß genau, dass Du die Möbel als Zugabe da oben in Cala Millor zur Verfügung stellst. Glaub mir, ich kenne jedes Detail der Konditionen und ich möchte genau diese Möbel und diese Konditionen hier für mein Lokal auch haben.“
Wow, das wird doch nicht etwa Tillys neue Chefin sein. Die plustert sich da hinter meinem Rücken aber ganz schön auf. Wie ich endlich richtig aus den Augen gucken kann, drehe ich mich um und riskiere einen Blick auf die Stimme. Was für eine Frau, sie erinnert mich gleich an eine feurige Italienerin. Mit dem Aussehen könnte sie ohne weiteres Werbung für eine leckere Bolognese a la Casa di Mutti machen. Muss gleich mal Tilly fragen, ob das Lokal schon einen Namen hat. Das wäre dann ja vielleicht einer. Irgendwas mit Werbung könnte doch vielleicht sogar ein Job für mich sein, mh?

Kaum komme ich bei dem Gedanken, eine Werbeagentur auf Mallorca zu eröffnen, so richtig in Fahrt, ist es auch schon wieder Zeit, mich auszuruhen, denn es wird ruhig am Nebentisch. Die italienische Mutti drängt den Vertreter dazu, endlich die Terrasse auszumessen, schließlich sei in zwei Wochen Eröffnung und bis dahin muss alles geliefert sein.
Ich gebe mich erneut ganz dem Gezwitscher des Vogels hin und finde mich plötzlich auf einer saftig grünen Wiese wieder. Links von mir ein Bach, in dem eine leckere Bolognese herrlich duftend, ganz langsam an mir vorüber fließt. Die Spaghetti baumeln über meinem Kopf und hauchen mir ins Ohr, dass sie gegessen werden möchten. Und gerade wie ich den leckeren Parmesanhügel rechts von mir entdecke, höre ich dieses „Naaaaa“.
Ich sage es dir, das kann nur Tilly so. Fünf A hat dieses Na und meistens ist nicht eins davon nett gemeint.
„Hast du gut geschlafen?“ fragt sie mich.
Noch bevor ich mich in einen Schwall von Erklärungen flüchten kann, sagt Tilly, dass sie Lust auf Spaghetti hat und jetzt schnell nach Hause möchte.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

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