Das Ding mit der Reisewarnung – und die “Verantwortung” der Medien

13 Aug, 2020
Ein Artikel von: Dagmar Grabsch

Panikmache? Reale Gefahr? Seit gestern macht sich Unsicherheit breit unter den Mallorca-Fans – und jetzt bangen sogar Reisebüros um ihre Existenz.

Die Verunsicherung vieler Urlauber ist groß – und wird durch Medienberichte nicht gerade kleiner. Sollen wir noch fliegen? Sollen wir unseren Urlaub lieber vorzeitig abbrechen? Von Urlaubsfreuden ist bei vielen wenig zu spüren. Unsicherheit macht sich in den Mallorca-Facebookgruppen breit.
Aber nicht nur dort. Auch die Menschen, die vom Verreisen leben haben immer öfter Existenzängste. Geschürt werden die natürlich von – nennen wir es mal – “medialen Reisewarnungen”. Immer mehr Medien scheinen zu wissen, dass die Balearen kurz vor einer Reisewarnung stehen.
Nun wehrt sich ein Reisebüro gegen eine BILD-Bericht. Unterstellt der BILD gar eine falsche Berichterstattung. Den genauen Wortlaut gibt es unten im eingebetteten Facebook-Posting.

Aber was stimmt denn nun eigentlich – und wollen Medien mit einem falschen Bild (so die Anschuldigung des Reisebüros) bewusst in die Irre führen? Wir haben es versucht zu ergründen.

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Aktuell sehen Strände auf Mallorca in der Woche ungefähr so aus, wie auf unserem Foto – zumindest an der Playa de Palma. An den Wochenenden aber, wenn auch die Spanier die Zeit an den Stränden verbringen, wird es durchaus voll. Auch das Bild, welches die BILD-Zeitung verwendet hat, ist ein ziemlich aktuelles. So voll kann es an den freien Tagen, wenn auch die Einheimischen an die Strände gehen, an einigen Stellen schon einmal aussehen.
Das Foto wurde übrigens von eben dem Fotojournalisten aufgenommen, der uns zum Thema Schließung der Bierstraße Rede und Antwort gestanden hat. Von ihm war damals ein Großteil der Fotos gewesen, die wir später in den Medien gesehen haben. Da wir ihn kennen, sind wir sicher, es ist kein FAKE-Foto in dem Sinne, dass es ein oder zwei Jahre alt ist.

Volle Strände sind auf Mallorca allerdings nicht der Ort, an dem man sich besonders häufig ansteckt. Auch das belegt das Robert Koch-Institut in seinen detaillierten und ständig aktualisierten Berichten.
Laut RKI-Lagebericht vom 11. August gaben gerade einmal 107 an COVID-19 Erkrankte an, sich das Virus im Spanienurlaub geholt zu haben. Also nicht etwa auf den Balearen, nein, in ganz Spanien.
Nachzulesen auf Seite 12 des täglichen Lageberichts.

Ob die Reisewarnung nun kommt – wir wissen es nicht. Sie aber herbeizuschreiben, damit auch noch Arbeitsplätze im In- und Ausland zu gefährden. Ein fragwürdiges Unterfangen.