„Ein legendärer Moment auf meiner Schulter“
Mode-Ikone, Dylan-Interpreter und eine neue Art von Leading Man in Hollywood. Wer ist Timothée Chalamet und wie viele Rollen verkörpert er? Eine virtuelle Begegnung mit dem größten Star seiner Generation, jenseits der Chala-Manie.
Der schlanke junge Mann, der seit Wochen für Kreischalarm sorgt, wo immer er in auffälliger Kleidung über den roten Teppich schreitet, wirkt zurückhaltend, als die Videoübertragung beginnt. Hollywood-Star Timothée Chalamet sitzt auf einem Stuhl vor einem grünen Vorhang in einem Hotelzimmer in London. Er trägt beige Cargohosen und einen Pullover mit dunkelblauen und weißen Streifen. Neben seinem Stuhl steht eine Wasserflasche, aus der er gelegentlich trinkt. Meistens sieht er beim Sprechen nach links unten auf den Boden. Er macht oft lange Pausen, ist höflich, äußert Sätze wie „Oh man, was für eine großartige Frage“, gibt sich aber auch ungeschützt, wenn er zugibt: „Darauf habe ich keine gute Antwort“ oder „Ich habe keine Ahnung.“
Dies ist keine typische Interviewsituation. Aber abgesehen von Pressekonferenzen, ist es für deutsche und internationale Medien eine der seltenen Gelegenheiten, überhaupt mit Chalamet zu sprechen. Irgendwie. Für die Videokonferenz konnten Journalisten im Voraus Fragen einreichen. In London sitzt ein PR-Mitarbeiter dem Star gegenüber und liest Fragen vor – von Journalisten aus Mexiko, Südkorea, Japan, Australien und Europa. Es ist ein surreales Verfahren: Die Reporter sind nur als Beobachter zugeschaltet und können dem Schauspieler beim Nachdenken und Sprechen zusehen. Was dennoch aufschlussreich ist – es ist ganz anders als das hysterische Getümmel, das seine Auftritte vor Fans und auch bei Pressekonferenzen umgibt. Mittlerweile gibt es sogar einen Begriff dafür: Chala-Mania.
Der in New York geborene Sohn eines Franzosen und einer Amerikanerin, der den jungen Bob Dylan in dem Biopic „A Complete Unknown“ (ab 27. Februar im Kino) nicht nur meisterhaft spielt, sondern auch auf beeindruckende Weise dessen eigentümlichen Gesangsstil imitiert, hat sich herumgesprochen. Chalamet wurde für seine Darstellung für einen Oscar nominiert, es ist seine zweite Nominierung für den bedeutendsten Filmpreis seit 2018. Dass Dylan selbst ihm via eines Posts auf X vorab seinen Segen gab (allerdings, ohne den Film gesehen zu haben), hat die Erwartungen zusätzlich geschürt. „Timmy“, schrieb Dylan, sei ein brillanter Schauspieler, daher sei er sicher, „dass er mich glaubhaft darstellen wird. Oder ein jüngeres Ich. Oder ein anderes Ich.“
A Complete Unknown
Die Filmbiografie „A Complete Unknown“ erzählt vom Beginn der Karriere des US-amerikanischen Singer-Songwriters Bob Dylan in den 1960er-Jahren und seinem Wandel vom Folk- zum Rockmusiker.
Chalamet kratzt sich kurz am Hals, als er darauf angesprochen wird, wartet einen Moment, bevor er antwortet: „Das hat meine kühnsten Träume übertroffen, da hat mir eine Legende auf die Schulter geklopft, mich bestätigt. Danach dachte ich mir: Okay, ich habe es richtig gemacht.“ Er habe ja nie damit gerechnet, dass Dylan sich überhaupt zu dem Film äußern würde – weil er nun mal so schwer zu fassen sei.
Schwer zu fassen – das ist dieser singende Filmstar auch. Die Antwort auf die Frage, wer Chalamet ist und wie viele, muss heißen: sehr viele. Das zeigte sich bereits im Herbst vergangenen Jahres bei einem Chalamet-Lookalike-Event in New York, als er sich selbst unter mehr als 500 Doppelgänger mischte und ein Verkehrschaos am Washington Square in Manhattan auslöste. Und dann breitete sich die Chala-Mania aus, immer wieder angefacht von seinen Auftritten bei Premieren des Dylan-Films rund um die Welt. Das übliche Schaulaufen von Stars auf roten Teppichen, so viel lässt sich inzwischen sagen, hat Chalamet mit seinen unvorhersehbaren Outfits auf ein neues Niveau gehoben.
Der 29-jährige Franko-Amerikaner, bislang für seine glamourösen bis androgynen Looks bekannt, hat seine Strahlkraft ins Aberwitzige erweitert. Mal war er im Babyrosa-Ensemble mit Hoodie, Tanktop, Jogginghose und Boots im Schneematsch der Berlinale zu sehen, mal mit lila Jogginghose, grünem Schal und Lederjacke über dem Hoodie auf der Spanischen Treppe in Rom. Dann sah man ihn in einem Clip, wie er mit rosa Halstuch, Chanel-Lederjacke und Basecap auf einem Hoteldach in Paris mit Blick auf den Eiffelturm tanzte, dabei „Je ne regrette rien“ von Édith Piaf abspielte und mitsummte. Zur Londoner Premiere fuhr er publikumswirksam mit einem Leihfahrrad vor, angeblich, weil er es sonst nicht mehr pünktlich zum Filmbeginn geschafft hätte. Hingucker waren auch sein neongrünes Blümchenhemd, das er beim Filmfestival im kalifornischen Santa Barbara trug, oder die maßgeschneiderte Wildlederjacke von Chloé in New York.
Sechs Oscars für „Dune“ – Sehen Sie hier den Trailer
Das gesamte Adelshaus Atreides siedelt auf den Planeten Arrakis um. Die
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Larissa Vogler ist Kulturjournalistin mit einer Leidenschaft für Filme, Serien und Shows. Sie liebt es, unentdeckte Perlen aufzuspüren und ihre Leser mit neuen Ideen zu begeistern.