Calviàs harte Hand gegen den “Exzesstourismus” erfolgreich

3 Okt, 2023
Ein Artikel von: Kenny Deppe

Null tödliche Balkonstürze, 40 Prozent mehr Festnahmen – Calvià zieht positive Bilanz im Kampf gegen den ungeliebten “Exzesstourismus”.

Der “Exzesstourismus” auf Mallorca – wie der ausufernde Party-Tourismus in der spanischen Politik genannt wird – ist nicht nur am bei den Deutschen beliebten Ballermann ein Problem, dem die mallorquinischen Behörden seit Jahren erfolglos den Kampf angesagt haben. Auch in der Gemeinde Calvià kämpft man seit Jahren gegen sturzbetrunkene Urlauber, eskalierende Partys, Drogen, Prostitution und Gewalt auf offener Straße. Hier konzentriert sich das Problem vor allem auf die bei Briten beliebte Urlauberhochburg Magaluf.

Im Gegensatz zur Playa de Palma hat man in Magaluf allerdings einen Kurs der harten Hand eingeschlagen, nachdem die Corona-Pandemie sich legte und die Urlauber zurückkehrten. Die noch kurz vor der Pandemie beschlossenen Gesetze gegen den Exzesstourismus wurden mit aller Härte durchgesetzt. Und das mit Erfolg, wie Bürgermeister Juan Antonio Amengual heute in einer Pressekonferenz verdeutlichte. So gab es in der Saison 2023 zum Beispiel nicht einen einzigen tödlichen Balkonsturz in der Gemeinde!
Warum der Bürgermeister gerade diesen Punkt besonders hervorhebt? Weil Balkonstürze bisher zur traurigen “Normalität” in Magaluf gehörten. Bis zu diesem Jahr war es nicht selten, dass Mallorquiner unter der Nachricht des ersten “Balconing”-Todesopfers der jeweiligen Saison den Kommentar „Oh, die Saison beginnt!“ gesetzt haben. Klar, ziemlich geschmacklos… Aber diese Nachrichten gehörten leider zu Magaluf, wie die Currywurst zum Ballermann. Verständlich also, dass man sehr stolz auf diese Bilanz ist.

Erreicht wurde dies nicht nur durch das Knallhart-Gesetz, laut dem ein Hotel eine saftige Strafe aufgebrummt bekommt, wenn es Balkon-kletternde Urlauber nicht direkt hinauswirft. Es wurde vor allem auch damit erreicht, dass man in Großbritannien selbst darüber aufklärte, welche Konsequenzen ein solches Verhalten hat. Kurios, dass ein vorzeitiges Urlaubsende abschreckender ist, als die Lebensgefahr.

Aber auch die anderen Möglichkeiten des Gesetzes gegen den Exzesstourismus werden voll ausgeschöpft. Mussten letztes Jahr noch 27 Verfahren gegen illegale Anbieter von Party-Booten, wegen Balconings, oder gegen Supermärkte, die nach 21:30 Uhr noch Alkohol verkauften, eingeleitet werden, waren es 2023 bisher nur noch 15.
Durch den Einsatz von Zivilpolizisten konnte man dieses Jahr zudem die Zahl der Festnahmen um unglaubliche 40 Prozent steigern.

Kommt der Ballermann als nächstes dran?

Bei den britischen Party-Touristen kommt die harte Linie der Behörden in Magaluf überhaupt nicht gut an. Direkt zu Saisonbeginn las man immer wieder davon, dass Magaluf langweilig geworden sei. Und es dauerte nicht lange, bis die ersten britischen Medien verwundert auf den Ballermann blickten. Dort gelten nämlich die gleichen – extra zur Bekämpfung des Exzesstourismus auf Mallorca geschaffenen – Gesetze wie in Magaluf. Nur während die Gemeinde Calvìa sie umsetzt, beschweren sich die Anwohner- und Unternehmer-Verbände der Playa de Palma, dass es 2023 noch schlimmer geworden sei, als in all den Jahren zuvor.

Die neu gewählte konservative Regierung im Rathaus von Palma de Mallorca könnte sich nun jedenfalls ganz genau anschauen, was bei den Parteifreunden in Calvìa zum Erfolg geführt hat.

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