Ein neues Zeitalter der Renaissance
Heutzutage findet eine neue Form der Renaissance in vielfältigen Bereichen wie Mode, Kunst und auf den Kanälen von Influencern statt. Museen bemühen sich noch um die Interpretation dieser Strömung, doch oft reicht ein Smartphone und das Spiel mit Licht und Schatten aus, um beeindruckende Ergebnisse zu erzielen.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass in der Modebranche häufig von einer „Renaissance“ bestimmter Trends gesprochen wird. Wenn man zum Beispiel sagt: „Skinny Jeans erleben eine Renaissance“, klingt das irgendwie kultivierter. Im Moment könnte man behaupten, dass „die Renaissance selbst eine Renaissance erlebt“ – eine Formulierung, die witzig erscheinen mag, aber vielleicht zu banal für eine Kuratorin mit spezialisiertem Hintergrund, die zufällig auf diesen Artikel stößt.
Wer hingegen gerne durch die Alten Meister in der Berliner Gemäldegalerie spaziert, statt sich durch ideologielastige Ausstellungen zu kämpfen, dem dürfte nicht entgangen sein, dass Fotos von Influencerinnen heutzutage oft so wirken, als hätte Caravaggio persönlich die Beleuchtung eingestellt.
Die Haut schimmert in einem seidenen Halbdunkel, das an Rembrandts „Porträt einer jungen Frau“ erinnert, allerdings mit etwas mehr Make-up-Konturierung. Die Hintergründe sind tief und dunkel, ähnlich den reichen Brauntönen eines Tizian, jedoch handelt es sich dabei um dunkle Stadtmauern während eines Einkaufsbummels in Städten wie Amsterdam oder Paris, ähnlich wie bei der niederländischen Influencerin Claire Rose Cliteur, die mit ihren 1,4 Millionen Followern vermutlich mehr Menschen erreicht als so manche kulturelle Ausstellung.
Während Museen den alten Meistern krampfhaft eine ideologische Bedeutung aufzwingen, sehnen sich viele nach der reinen künstlerischen Darstellung. Junge Künstler und Kreative sind von der Ästhetik der Renaissance fasziniert, weil sie sich wieder auf das Handwerk konzentriert. Kunst wirkt wieder unmittelbar, ohne dass sie erst umständlich erklärt werden muss.
Die Renaissance war eine Zeit, in der man sich von den dogmatischen Zwängen des Mittelalters löste und Ideen der Antike neu belebte, nicht als verstaubte Geschichte, sondern als lebendige Inspiration. Genau das erleben wir heute erneut. Die Ästhetik der Renaissance wird nicht einfach museal reproduziert, sondern mit Elementen der Popkultur, Mode und subtiler Ironie neu interpretiert.
Chiaroscuro trifft auf Künstliche Intelligenz
Die Technik hinter der neuen Pop-Renaissance-Ästhetik lehnt sich direkt an die Techniken der alten Meister an. Airbrush-Sfumato, eine digitale Hommage an Leonardos berühmte Weichzeichnungstechnik, bei der keine Schatten hart sind, sondern alles sanft ineinander übergeht, als würde die Haut im Licht schmelzen. Chiaroscuro, das Spiel aus Licht und Dunkel, bringt Drama und Tiefe – eine Methode, mit der Caravaggio Heilige inszenierte und die heute Influencerinnen hilft, Werbedeals für Hautpflegeprodukte zu landen.
Die neue Renaissance-Ästhetik beschränkt sich nicht nur auf Instagram. Sie findet sich auch in KI-generierten Bildern, die es Kreativen ermöglichen, ihre eigenen kreativen Direktoren zu werden. Designerin Sybille de Saint Louvent zum Beispiel hat sich mit ihren eigenständig generierten KI-Kampagnen bei großen Modemarken wie Gucci einen Namen gemacht. Ebenso wie der Buchdruck in der Renaissance das Wissen demokratisierte, revolutionieren heute fortschrittliche Technologien und KI den Zugang zu Informationen. Was einst privilegierten Schichten vorbehalten war, steht heute jedem Smartphone-Besitzer zur Verfügung.
Junge Künstler wie die Argentinierin Romina Ressia, die klassische Porträts im Stil von Rembrandts „Porträt einer jungen Frau“ mit modernen Elementen wie einer Coladose oder einem Kaugummi kombiniert, verstehen es, Kunst und Kommerz zu verschmelzen und machen genau diese Verschmelzung zum Thema ihrer Werke.
Die neue Renaissance-Ästhetik zeichnet sich auch durch einen leicht grünlichen Hautunterton aus, eine Technik, die Renaissance-Maler wie Leonardo oder Giorgione verwendeten, bevor sie rötliche und fleischfarbene Lasuren auftrugen, um die Haut lebendiger erscheinen zu lassen. Heute wird dasselbe mit Instagram-Filtern und KI erreicht, die zu entsättigten, kühleren Tönen tendieren, weil diese die Bilder „teurer“ wirken lassen und sich – ob beabsichtigt oder nicht – an den Techniken der alten Meister orientieren.
Die neue Renaissance benötigt also nur das richtige Licht. Ein wenig Airbrush-Sfumato, ein Hauch von Chiaroscuro und der perfekte Schattenwurf. Ob auf Instagram, in KI-generierten Bildern oder in den Arbeiten junger Künstler: Schönheit funktioniert auch ohne große Debatten. Und das ist schon seit Jahrhunderten so.
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Larissa Vogler ist Kulturjournalistin mit einer Leidenschaft für Filme, Serien und Shows. Sie liebt es, unentdeckte Perlen aufzuspüren und ihre Leser mit neuen Ideen zu begeistern.