Entdecken Sie das Material mit einzigartiger Wärmeausstrahlung: Unvergleichlich in seiner Art!

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Von : Larissa Vogler

„Es gibt kein anderes Material, das diese Wärme ausstrahlt“

„Kein Material strahlt eine solche Wärme aus“

Ein schimmerndes Muster, das fast dreidimensional erscheint und an Perlmutt erinnert, besteht tatsächlich aus Stroh. Die alte Kunst der Strohmarketerie, die über Jahrhunderte nahezu in Vergessenheit geraten war, erlebt durch das Interesse von Designern eine Renaissance. Wir besuchen das Atelier einer der seltenen Meisterinnen dieser Technik.

Die Wirkung ist faszinierend: Die runde Tischplatte funkelt und schimmert in einem Muster, das an die Iris eines Auges erinnert. Der Designer Sebastian Herkner, der diesen Effekt für eine neue Version seines „Bell Table“ nutzt, verwendet ein überraschendes Material: Stroh.

Die Technik der Strohmarketerie, die das Einlegen oder Furnieren von geglättetem Stroh umfasst, ist mehrere Jahrhunderte alt und wurde kürzlich von Designern und Innenarchitekten wiederentdeckt. Simône Schwarz, eine der wenigen Deutschen, die dieses Handwerk beherrschen, betreibt ihre eigene „Strohmanufaktur“. Sie arbeitet nicht nur für deutsche Kunden, wie das Möbellabel Classicon aus München, sondern ist auch international gefragt. Vor kurzem verbrachte sie mehrere Wochen in den USA, um an einem speziellen Barschrank zu arbeiten.

„Stroh ist ein außergewöhnliches Material. Es gibt nichts Vergleichbares, das solch eine Wärme ausstrahlt und gleichzeitig so hochwertig erscheint. Es ist eine faszinierende Mischung: luxuriös und gemütlich zugleich. Dieser Widerspruch fasziniert mich“, erklärt Schwarz in ihrem Atelier in einem kleinen Dorf in Ostwestfalen. Zusätzlich begeistert sie die Nachhaltigkeit, da „Stroh jedes Jahr erneut wächst, im Gegensatz zu Holzfurnier, bei dem ein Baum erst nach 40 Jahren genutzt werden kann und zudem spezielle Maschinen erforderlich sind.“

Die Strohmarketerie ist ein echtes Low-Tech-Verfahren: Das Stroh, eine alte Roggensorte mit langen Halmen, wird manuell oder mit einem Balkenmäher geerntet. Die weitere Verarbeitung erfolgt komplett ohne Maschinen. Im Atelier steht Schwarz an einem mit Leder bezogenen, erhöhten Arbeitstisch und bearbeitet einen silbrig-grau gefärbten Halm, den sie mit dem Fingernagel spaltet und durch ein spezielles Werkzeug zieht, um ihn zu glätten.

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Stroh aus der Schwäbischen Alb

Auf ihrem Arbeitstisch liegen Bleistifte, Skalpelle und weitere Werkzeuge. Das Stroh wird mit wasserlöslichem Weißleim auf einer Unterlage fixiert. Neben Schwarz stehen Kisten mit Strohbündeln verschiedener Farben, das naturfarbene Stroh stammt von einem befreundeten Landwirt aus der Schwäbischen Alb, das farbige aus Frankreich. Sie arbeitet gerade an einem Muster für ein Möbelprojekt, bei dem sie mit verschiedenen Strohstreifen experimentiert, um einen 3D-Effekt zu erzielen.

Arbeitsintensiv und meditativ

Die Strohmarketerie erfordert viel Geduld und eine ruhige Hand. „Ich bin sehr haptisch veranlagt und liebe diese Arbeit. Viele Leute denken, es sei langweilig, aber es ist tatsächlich sehr meditativ. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, empfinde ich das als großen Luxus“, sagt Schwarz, die Anfang 50 ist. Sie arbeitet mehrere Tage an einer Tischplatte für Sebastian Herkners Bell Table und schätzt ihn für seine Leidenschaft für Handwerk und Materialien. „Strohmarketerie war im Möbelbereich lange Zeit eine Art Haute Couture, aber wir haben es geschafft, sie in reguläre Kollektionen zu integrieren. Es ist mir wichtig, dass dieses wundervolle Material sichtbar bleibt und sein Potenzial voll ausgeschöpft wird.“

Simône Schwarz kam über Umwege zur Strohmarketerie, obwohl sie bereits in ihrer Schulzeit erste Erfahrungen mit Stroharbeiten machte. Nach einer Banklehre, einem fast vollzogenen Wechsel in die Modebranche, sowie einem Studium in Englisch und Literatur, arbeitete sie in der Forschungsabteilung eines Automobilzulieferers, wo sie neue Materialien erforschte und wieder auf die Strohmarketerie aufmerksam wurde. „Das hat mich total gepackt. Ich war dann in Paris im Atelier von Lison de Caunes, weil das der einzige Ort ist, an dem man den letzten Schliff erlernen kann. Danach habe ich beschlossen, meine eigene Manufaktur zu gründen.“

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Keine traditionellen Muster

Für ihre eigene Manufaktur hatte Schwarz klare Vorstellungen: Sie wollte nicht an traditionellen Mustern festhalten, sondern neue Wege gehen. So hat sie beispielsweise letztes Jahr für den in Belgien lebenden Designer Damian O’Sullivan ein Surfboard mit Strohintarsien verziert. „Das war eine große Herausforderung, denn Stroh ist aufgrund seiner verschiedenen Wachsschichten eine Diva, wenn es um Lackierungen geht.“ Die Herausforderung war erfolgreich, das Board ist benutzbar.

Abschließend wird eine fertige Strohoberfläche normalerweise mit Bienenwachs behandelt und die Tischplatte des Bell Table durch eine Glasplatte geschützt. „Aber Stroh ist erstaunlich robust. In Deutschland sind wir sehr vorsichtig mit Oberflächen, in Frankreich und Italien ist das anders. Dort lebt ein Tisch mit der Familie und zeigt die Spuren des Zusammenlebens. Ist das so schlimm?“, fragt sie rhetorisch.

Simône Schwarz träumt davon, ihre Ideen für die Strohmarketerie umzusetzen, wie sie es sich vorstellt, doch dafür bräuchte sie drei Leben. Sie lebt nun mit ihrem Mann im ländlichen Raum nahe Lemgo, wo in ihrem neuen Haus bereits ein Platz für eine Stroharbeit vorgesehen ist. Doch die Kunden gehen vor. „Ich habe so viele Ideen im Kopf, die ich gerne verwirklichen würde“, sagt sie.

Annemarie Ballschmiter ist Stil-Redakteurin in Berlin und berichtet über Design, Möbel und Trends.

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