Das „Last Christmas“ der Kindertagesstätten
Rolf Zuckowski sieht sich selbst in der Adventszeit als eine allgegenwärtige, wenn auch nicht physisch anwesende Figur. Sein bekanntes Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ wird auch dieses Jahr wieder von unzähligen Kindern der Generation Alpha gesungen – ob es den Eltern gefällt oder nicht. Was verleiht dem Lied seinen besonderen Reiz?
Sobald die Tage kürzer werden und der erste Schnee fällt, erklingt in Kindergärten und auf den Tonieboxen der Kinderzimmer erneut die Musik von Rolf Zuckowski. Sein Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ ist seit nahezu vier Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Kindheit vieler und entkommt niemand in der deutschsprachigen Familie – weder die Kinder noch deren Eltern. Seit Jahrzehnten begleitet Zuckowski mit seinen Liedern zuverlässig durch die dunkle Jahreszeit.
„Kommt, wir woll’n Laterne laufen“ oder „Dezemberträume“ sind weitere Klassiker von ihm. Doch kein Lied hat sich so nachhaltig als Ohrwurm etabliert wie das über die Bäckerei, in der während der Adventszeit „so manche Leckerei“ auf die Ohren der Kinder wartet. Zuckowskis „Weihnachtsbäckerei“ ist quasi das „Last Christmas“ der Kita-Kinder. Seine Lieder sind zu einem festen Bestandteil der Volkskultur geworden, sofort erkennbar an ihren Melodien und Textzeilen, die sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.
Mit 77 Jahren gibt der Musiker keine Konzerte mehr und schreibt auch keine neuen Songs: „In den letzten zehn Jahren kam mir wenig Neues in den Sinn. Zuvor war meine Kreativität jedoch immens“, erklärt er. Sein Liederschatz bleibt lebendig, besonders in der Adventszeit, wenn Radio Teddy ihm einen eigenen Streamingkanal widmet und die jüngsten Kinder den Weihnachtstonie in ihre Boxen legen.
1987 gelang Zuckowski sein größter musikalischer Erfolg: das Lied, das einige Eltern kaum noch hören können, aber dennoch mitsingen. Einfach in Melodie und Text, doch: „Die stärksten Lieder sind oft die einfachsten, weil jeder mitsingen kann“, so Zuckowski. „Die Mitmachkomposition mit ihren humorvollen Melodiebögen um die laufenden Kurzdialoge, also das ‚Und ein bisschen Zimt?‘ – ‚Das stimmt‘, spricht Kinder besonders schnell an.“
Zuckowski gibt zu, dass er selbst nicht backen kann: „Wer genau hinhört, der merkt, dass es sich um ein chaotisches Fantasieprodukt handelt: Butter, Mehl und Milch verrühren? Es gibt bessere Rezepte“, sagt er mit einem Lachen. Den anhaltenden Erfolg des Liedes hatte er nicht erwartet. Entstanden ist das Lied 1986 nach einem Konzert in Bochum auf der Autobahn zurück nach Hamburg, als Zuckowski mit seinem großen Autotelefon zu Hause anrief. Im Hintergrund klapperte es, die ganze Familie war in der Küche beim Plätzchenbacken beschäftigt.
„Ich fuhr also los und dachte während der gesamten Fahrt an meine backende Familie.“ Singend komponierte er die Strophen, nach drei Stunden kam er zu Hause an, die Plätzchen waren fertig und das Lied ebenso. Seine Familie hörte es zuerst. Sein damals dreijähriger Sohn sang es nach und veränderte dabei leicht die Melodie: „Er sang sie so, wie er sie gerne mochte. Und so singen sie es heute alle“.
„Ich habe schon früh gemerkt, dass ich in der Adventszeit in den Familien auf besondere Art präsent bin, ohne persönlich anwesend zu sein“, erzählt er. Sein Winterrepertoire – von „Kleiner grüner Kranz“ bis zu „Guten Tag, ich bin der Nikolaus“ – reicht aus, um von Sankt Martin bis zum Heiligabend alle Phasen des letzten Quartals des Jahres zu besingen. Die musikalische Prägung von Kindern durch diese Lieder ist von enormer Bedeutung: „Im Kindergarten- und Grundschulalter liegt besonders in der Weihnachtszeit die Chance, viel vorzusingen und auch Spiel- und Bastelstunden gesanglich zu gestalten – nicht nur für sich, sondern auch für andere. Das prägt die Gemeinschaft und überträgt ein Gefühl von Zuhause“, betont Zuckowski. Bei Erwachsenen schließt sich hier eine emotionale Komponente an. „Weihnachtslieder öffnen Tore zu sentimentalen Erinnerungen, wecken kindliche Freude. Eine Zeitmaschine zurück in die eigene Kindheit, das bietet nur diese Form von Musik.“
Rund 700 Stücke umfasst Zuckowskis Gesamtrepertoire aus gesungener Kinderpoesie. Damit ist er zur Ikone deutscher Liedkultur geworden, ein Geschichtenerzähler, der seine gesamte Karriere singend und Gitarre spielend inmitten von Kindern verbracht zu haben scheint. Seit den 1970ern teilt er mit „Lieder, die wie Brücken sind“ oder „Dein kleines Leben“ kindgerechte Lebensweisheiten, kleine, in Melodien verpackte Liebesbotschaften, die Alltagschaos, Familienleben und Jahreszeiten wertschätzen. 20 Millionen Tonträger hat er in Deutschland verkauft, mehr als etwa Justin Bieber.
„Viele meiner Botschaften sind heute noch aktuell“, sagt er. „Die Textzeile ‚Wir sind Kinder, der Stoff, aus dem die Zukunft ist‘ besitzt die gleiche Kraft wie vor 40 Jahren“, glaubt er. Dazu kommt die von ihm mitgelieferte Bandbreite an Identifikationspotenzial: „Meine Lieder habe ich vor allem geschrieben, damit Menschen sich darin wiederfinden – von Freude bis Verlust“.
Rolf Zuckowski selbst hat gute Erinnerungen an Weihnachten: Sein Vater, ein Seemann, war nur selten zu Hause, seine Mutter als Briefträgerin zur Weihnachtszeit schwer beschäftigt. Aber zum Festtag selbst waren alle vereint: „Heiligabend war Papa immer wieder zu Hause. Er schaffte es jedes Jahr, sein Schiff rechtzeitig zu verlassen. Dann schmückte er den Tannenbaum und führte uns Kinder Mundharmonika spielend zu ihm.“
Die Popularität von „In der Weihnachtsbäckerei“ ist ungebrochen – zu sehen an dem Merchandise-Universum aus Büchern und Backutensilien, die um es entstanden sind. Es gab ein Musical und insgesamt eine Vielzahl an Varianten bis hin zu Instrumentalversionen von Sinfonie- und Blasorchestern. 2024 erschien sogar eine Sonderbriefmarke der Deutschen Post. Berührt man sie mit dem Tiptoi-Stift, erklingt jene Melodie, die man so schnell nicht mehr vergisst.
Ähnliche Artikel
- Umstrittene Familienberaterin empfiehlt: Kindern einfach geben, was sie wollen!
- Julian Claßen und Palina: Romantische Knutschfotos veröffentlicht!
- Herzergreifendes Video: 12-Jähriger erhält überraschenden Traumkuchen und ist überglücklich!
- Endspurt: Brittany Mahomes steht kurz vor der Geburt – Baby kommt bald!
- Süßer Liebesbeweis: 90-Jähriger springt zum Hochzeitstag aus Flugzeug für verstorbene Frau!
Larissa Vogler ist Kulturjournalistin mit einer Leidenschaft für Filme, Serien und Shows. Sie liebt es, unentdeckte Perlen aufzuspüren und ihre Leser mit neuen Ideen zu begeistern.